Kurzsichtigkeit Myopie auf lange Sicht betrachtet
Zur Inzidenz bei jungen Erwachsenen ab 20 Jahren gibt es nur wenige Daten. Dr. Samantha Sze-Yee Lee von der Universitätsklinik Perth und Kollegen haben nun versucht, diese Lücke zu füllen. Dafür erhoben sie die Inzidenz von Myopie und hoher Myopie bei über 1.300 jungen Erwachsenen im Alter von 20 Jahren und dann erneut acht Jahre später. Dabei untersuchten sie auch, ob bzw. wie sich die Schwere der Myopie ggf. im Zeitverlauf veränderte.
Die 8-Jahres-Inzidenz der Myopie betrug 14,0 %. Eine hohe Myopie fand sich bei 0,7 % der Teilnehmer. Bei mehr als einem Drittel der Erwachsenen (37,8 %) verschlechterte sich die Sehschwäche im dritten Lebensjahrzehnt.
Frauen hatten ein größeres Myopierisiko. Auch schritt bei ihnen die Kurzsichtigkeit stärker fort als bei den Männern. Über die Ursachen dafür können die Autoren nur spekulieren. Eventuell liege es an Lebensstilfaktoren oder biologischen bzw. hormonellen Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Sie plädieren dafür, diese möglichen Zusammenhänge in weiteren Studien zu untersuchen.
Es zeigte sich außerdem eine inverse Assoziation zwischen Sonnenexposition und dem Auftreten einer Myopie. Frühere Untersuchungen hatten bereits darauf hingewiesen, dass im Freien verbrachte Zeit zu einem gewissen Grad vor Kurzsichtigkeit schützen kann. Die Evidenz dazu ist allerdings heterogen, räumen die Autoren ein. Trotzdem ist davon auszugehen, dass der zunehmende Trend in Richtung Indoor-Aktivitäten (sei es beruflich oder privat) zu einem allgemeinen Anstieg der Myopieinzidenz führen wird. Aus Sicht der Autoren ist es daher wichtig, Präventionsstrategien zu entwickeln – und zwar nicht nur für Kinder, sondern auch für junge Erwachsene.
Quelle: Lee SS et al. JAMA Ophthalmol 2022; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2021.5067