Nach Ulkusblutung vorerst mit dem Nahrungsaufbau warten
Patienten mit einem blutenden peptischen Ulkus bleiben nach einer endoskopischen Blutstillung zunächst nüchtern. Wie lange die Nahrungskarenz optimalerweise dauern sollte, wird allerdings kontrovers diskutiert. Ein frühzeitiger enteraler Nahrungsaufbau erhöht vermutlich das Rezidivblutungsrisiko, berichtet nun ein Team koreanischer Forscher.
Die Wissenschaftler um Dr. Eun Jeong Gong vom Gangneung Asan Hospital haben untersucht, nach welchem Zeitintervall die Nahrungsaufnahme gefahrlos wieder begonnen werden kann.
An der randomisierten Nichtunterlegenheitsstudie nahmen rund 200 Patienten teil, die sich aufgrund einer Ulkusblutung mit Hochrisikomerkmalen (aktive Blutung, sichtbare Gefäße, adhärente Gerinnsel) einer endoskopischen Blutstillung mittels thermischer Koagulation, mechanischen Verfahren und/oder Injektionstherapie unterzogen. Etwa eine Hälfte des Kollektivs nahm bereits nach 24 h wieder weiche Nahrung zu sich, die übrigen Patienten warteten weitere 24 h ab.
Es gelang den Forschern nicht, die Nichtunterlegenheit des frühzeitigen Nahrungsaufbaus zu belegen. Rund 8 % der liberal, aber nur 4 % der konservativ geführten Patienten erlitten innerhalb von sieben Tagen nach der Hämostase eine Rezidivblutung. Innerhalb von 30 Tagen betrug die Rate knapp 11 % vs. 4 %. Im Hinblick auf den Transfusionsbedarf und die Liegedauer unterschieden sich die beiden Strategien nicht.
Angesichts dieser Ergebnisse, so das Fazit der Experten, kann bei Patienten mit Hochrisiko-Ulzera ein schneller enteraler Nahrungsaufbau nicht empfohlen werden. Größere Studien seien nötig, um die Frage nach der optimalen Dauer der Nahrungskarenz nach endoskopischer Blutstillung näher zu beleuchten.
Quelle: Gong EJ et al. Am J Gastroenterol 2020; 115: 548-554; DOI: 10.14309/ajg.0000000000000584