Immunsystem Nachts haben es Keime leichter

Autor: Sabine Mattes

Die körpereigene Abwehr fährt in der Regel nachts zurück und macht den Darm anfälliger für Krankheitserreger. Die körpereigene Abwehr fährt in der Regel nachts zurück und macht den Darm anfälliger für Krankheitserreger. © iStock/recep-bg

Das Risiko, sich den Magen zu verderben, ist nachts höher als tags. Denn die körpereigene Abwehr ist dann am aktivsten, wenn Mahlzeiten am wahrscheinlichsten sind.

Wer nachts den Kühlschrank plündert, sollte dabei noch mehr als sonst auf die Frische der Lebensmittel achten. Denn die körpereigene Abwehr fährt in der Regel nachts zurück und macht den Darm anfälliger für Krankheitserreger, wie eine US-amerikanische Studie nahelegt. „Unser Immunsystem ist nicht die ganze Zeit aktiv“, erklärt Dr. John F. Brooks II, University of Texas, in der begleitenden Pressemitteilung. Es gebe Spitzenzeiten, zu denen der Körper besser mit Infektionen umgehen könne. Diese stünden in Verbindung mit dem Tag-Nacht-Rhythmus und den Essenszeiten – denn zu diesen ist der Kontakt mit schädlichen Bakterien am wahrscheinlichsten.

Dr. Brooks und Kollegen haben die tageszeitenspezifische Bildung antimikrobieller Abwehrstoffe im Körper von Mäusen untersucht. Sie beobachteten, dass das Peptid REG3g verstärkt im Darm auftrat, wenn die Nager aktiv waren und fraßen – in diesem Fall nachts. Dies setzte einen immunologischen Kreislauf in Gang, der den Tieren in weiteren Versuchen dabei half, Lebensmittelinfektionen besser abzuwehren. Verschoben die Forscher den Tag-Nacht-Rhythmus um zwölf Stunden, änderten sich auch die Abläufe im Darm entsprechend.

Sofern sich diese Ergebnisse auch für Menschen bestätigen, könnten sich daraus optimale Zeitfenster für Therapien oder Impfungen ableiten lassen, heißt es in der Pressemitteilung.

Quellen:
1. Brooks II JF et al. Cell 2021; 184: 4154-4167; DOI: 10.1016/j.cell.2021.07.001
2. Pressemitteilung UT Southwestern Medical Center