Immunsystem: Psychotherapie beeinflusst Entzündungsparameter positiv
Läuft etwas im Immunsystem falsch, macht dies Betroffene nicht nur anfälliger für Infektionen. Der gesamte Organismus leidet – auch die Psyche. Das Spektrum möglicher Erkrankungen reicht von Angststörungen bis zu Myokardinfarkt, Krebs und rheumatoider Arthritis. Angesichts dieses Zusammenhangs müssten sich psychosoziale Interventionen doch günstig auf die allgemeine Morbidität und Mortalität auswirken, oder?
In den bisher durchgeführten Studien zum Einfluss psychotherapeutischer Verfahren auf die Funktion des Immunsystems kamen Forscher allerdings zu widersprüchlichen Ergebnissen. Diese Unsicherheit nahmen jetzt US-amerikanische Wissenschaftler zum Anlass, eine Metaanalyse durchzuführen.
Dr. Grant S. Shields vonder University of California, Davis, und Kollegen werteten die Daten aus 56 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt mehr als 4000 Teilnehmern aus. Untersucht wurden acht gängige Interventionen, von der kognitiven Verhaltenstherapie bis zur Psychoedukation sowie Kombinationen verschiedener Methoden. Alle Arbeiten befassten sich mit dem Einfluss auf sieben Parameter des Immunsystems, darunter C-reaktives Protein, pro- und antiinflammatorische Zytokine, Immunzellzahlen, Antikörpertiter und die Aktivität der natürlichen Killerzellen.
Psychotherapeutisch behandelte Patienten schnitten im Hinblick auf ihre Immunfunktion besser ab als jene im Kontrollkollektiv, die zum Teil auf einer Warteliste ausharren mussten. Im Vergleich nahm die positive Immunantwort unter einer psychosozialen Intervention gegenüber dem Ausgangswert um 14,7 % zu. Gleichzeitig verringerte sich die schädliche Aktivität um 18 %.
In der Einzelanalyse zeigten jedoch nur die multiplen bzw. kombinierten Verfahren sowie die kognitive Verhaltenstherapie signifikante Effekte. Die Patienten in einer solchen Verhaltenstherapie profitierten im Gegensatz zu den Kontrollen von einem Anstieg der gesunden Immunfunktionen um fast 15 % verglichen mit den Ausgangswerten. Die Parameter der schädlichen Immunaktivität lagen um gut ein Drittel niedriger als vor der Behandlung.
Effekte halten mindestens sechs Monate an
Dieser Effekt beruhte laut den Autoren vor allem auf einer Verringerung proinflammatorischer Zytokine bzw. Marker sowie einer Zunahme von Immunzellen und der Killerzellaktivität. Zudem ließen sich die positiven Assoziationen noch ein halbes Jahr nach dem Ende der Intervention nachweisen, unabhängig von Therapiedauer, Geschlecht und Alter der Patienten.
Quelle: Shields GS et al. JAMA Psychiat 2020; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2020.0431