Wenn Angst nicht mehr normal ist Psychotherapie normalisiert bei Kindern frontotemporale Hyperaktivität

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Womöglich ist eine längerfristige Verhaltenstherapie in der Lage, Änderungen in dieser Region hervorzurufen. Womöglich ist eine längerfristige Verhaltenstherapie in der Lage, Änderungen in dieser Region hervorzurufen. © Ян Заболотний – stock.adobe.com

Angststörungen bei Kindern lassen sich mit einer dreimonatigen kognitiven Verhaltenstherapie lindern. Dabei bessert sich die Hyperaktivität im frontotempralen Bereich. Das limbische System bleibt jedoch zunächst unbeeinflusst.

Bei Kindern mit Angststörung kann eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) die Hirnfunktion verbessern, wie ein internationales Forscherteam herausfand. In ihrer Studie erhielten 69 nicht medikamentös behandelte junge Patienten mit diagnostizierter Angststörung drei Monate eine KVT, zum Vergleich dienten 62 Kontrollen (medianes Alter 13 Jahre) ohne pathologische Angst. Geprüft wurde die Hirnaktivität per funktioneller zerebraler MRT, während die Teilnehmer mit einer simulierten Bedrohung umgehen mussten.

Vor der Psychotherapie zeigten die Angstpatienten im Vergleich zu gesunden Adoleszenten eine veränderte Aktivität im Aufmerksamkeitsnetzwerk und im limbischen System. Die frontotemporale Hyperaktivität besserte sich unter der KVT, auch die klinisch beobachteten Angstsymptome gingen zurück. Die Reaktion im limbischen System (u.a. in der Amygdala) blieb dagegen verstärkt, schreiben Dr. Simone Haller von den National Institutes oft Mental Health in Bethesda und Kollegen. 
Bei den ebenfalls untersuchten 87 Kindern mit einem temperamentbedingten erhöhten Risiko, Ängste zu entwickeln, ließ sich eine verstärkte Hirnaktivität auch mit Angstverhalten korrelieren. Diese Hirnaktivität entsprach der Reaktion junger Patienten mit diagnostizierter Erkrankung vor der kognitiven Verhaltenstherapie.

Drei Monate Behandlung zu kurz fürs limbische System?

Offensichtlich kann sich die frontoparietale Aktivität bei nicht pharmakologisch behandelten pädiatrischen Angstpatienten unter einer kurzen Verhaltenstherapie normalisieren. Das limbische System, das für die Modulation angstauslösender Stimuli zuständig ist, spricht dagegen schlechter auf eine KVT an. Womöglich ist eine längerfristige Verhaltenstherapie in der Lage, Änderungen in dieser Region hervorzurufen, mutmaßen die Autoren.

Quelle: Haller SP et al. Am J Psychiatry 2024; DOI: 10.1176/appi.ajp.20220449