Thrombolyse besser als Chirurgie? Neue Erkenntnisse bei Thrombosen an mechanischen Herzklappen
Thrombolyse oder OP? Internationale Leitlinien sind sich uneins, wie man bei Thrombosen an einer mechanischen Herzklappe am besten vorgeht. Eine aktuelle Metaanalyse spricht eher für den Einsatz von Fibrinolytika als für ein invasives Vorgehen.
Thrombosen an Herzklappenprothesen(prosthetic valve thrombosis, PVT) stellen eine der schwerwiegendsten Komplikationen nach mechanischem Klappenersatz dar. Das bevorzugte therapeutische Vorgehen wird jedoch kontrovers diskutiert. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Romain Chopard, Universitätsklinikum Jean Minjoz, Besançon, hat sich in einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse die neueren Daten zu systemischer Thrombolyse und kardiochirurgischen Maßnahmen (Thrombektomie oder Klappenersatz) angeschaut.
Zur Auswertung kamen 16 Studien, die zwischen 2001 und 2022 publiziert worden sind. Allerdings handelte es sich ausschließlich um nicht randomisierte Studien, was die Interpretation der Daten erschwerte. Eingeschlossen wurden insgesamt 1.389 Patientinnen und Patienten mit linksseitiger PVT ohne kardiogenen Schock. Das mittlere Alter lag bei 50,4 Jahren, 60 % waren Frauen. Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden wies zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung ein NYHA-Stadium III oder IV auf. 48,1 % erhielten eine systemische Thrombolyse, 51,9 % wurden kardiochirurgische behandelt.
Die Mortalitätsrate unterschied sich je nach gewählter Therapie: In der Thrombolysegruppe betrug sie 10,8 %, in der chirurgischen Gruppe 15,3 %. Allerdings ereigneten sich nach Thrombolyse mehr transitorische ischämische Attacken und Embolien außerhalb des ZNS. Der Behandlungserfolg sowie die Rate an schwerwiegenden Blutungen und Schlaganfällen waren in beiden Gruppen vergleichbar. Eine Sensitivitätsanalyse ergab, dass niedrig dosierte oder langsame Infusionsstrategien bei der Thrombolyse mit einer niedrigeren Sterblichkeit und einem höheren Behandlungserfolg einhergingen als das Standard-Schema.
Dem Autorenteam zufolge legt diese Metaanalyse nahe, dass die systemische Thrombolyse die bevorzugte Option bei PVT ohne kardiogenen Schock sein könnte. Voraussetzung sei eine umfassende klinische Beurteilung der Betroffenen und eine kardiale Bildgebung. Unabhängig davon erinnern die Forschenden an die Notwendigkeit randomisierter Studien.
Quelle: Chopard R et al. J Am Heart Assoc 2024; 13: e035143; doi: 10.1161/JAHA.124.035143