Typ-1-Diabetes Neue Inselzellen schaffen Insulinunabhängigkeit
Die Transplantation einer kompletten Bauchspeicheldrüse oder von Inselzellen ermöglicht Menschen mit Typ-1-Diabetes ein Leben ohne exogenes Insulin. Am häufigsten durchgeführt wird der gleichzeitige Ersatz von Niere und Pankreas.
Der Eingriff gilt heute als Goldstandard für Typ-1-Diabetiker mit präterminaler oder terminaler Niereninsuffizienz. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt 83 % und liegt somit deutlich höher als nach alleinigem Ersatz der Bauchspeicheldrüse (55 %), heißt es in einem Konsensuspapier der European Association for the Study of Diabetes und der American Diabetes Association.
Die alleinige Pankreastransplantation wird v.a. bei jüngeren Diabetikern (< 50 Jahre) ohne Adipositas und KHK durchgeführt. In dieser Gruppe liegt die Mortalität unter 1 %, das Risiko für einen Verlust des Transplantats beträgt weniger als 10 %. Indiziert ist sie insbesondere bei häufigen schwere metabolischen Komplikationen (Hypo- und Hyperglykämien, Ketoazidosen) und unüberwindbaren Problemen mit der exogenen Insulintherapie.
Die weniger aufwendige Inselzelltransplantation kommt v.a. in Betracht, wenn Patienten trotz optimierter Hormontherapie weiterhin an einer exzessiven Glukosevariabilität mit häufigen schweren Hypoglykämien leiden. Sie eignet sich auch für Koronarkranke und ältere Menschen. Die Hälfte der Operierten kommt auch nach fünf Jahren ohne Zusatz-Insulin klar.
Gefahr von Hypoglykämien deutlich reduziert
Unabhängig davon, ob ein komplettes Organ oder lediglich Zellen übertragen werden, erreicht die Mehrheit der Empfänger eine deutliche Reduktion schwerer Hypoglykämien bei weitgehend normalen Blutzuckerwerten. Zudem ließ sich für beide Verfahren eine anhaltende Erholung der Hypoglykämie-Wahrnehmung zeigen. Die hormonelle Gegenregulation, die insbesondere vor schweren Unterzuckerungen schützt, wird wiederhergestellt. Allerdings liegen bislang keine Vergleichsstudien zu modernen Behandlungsverfahren wie etwa dem Einsatz von Hybrid-Closed-Loop-Systemen vor.
Quelle: Holt RIG et al. Diabetologia 2021; 64: 2609-2652; DOI: 10.1007/s00125-021-05568-3