Typ-1-Diabetes: Inselzelltransplantat stabilisiert Blutzucker und reduziert Komplikationen
Verglichen mit einer Pankreastransplantation ist die Inselzell-Übertragung weniger invasiv und wird besser toleriert, schreiben Professor Dr. Marie-Christine Vantyghem vom Universitätsklinikum in Lille und Kollegen. Für medikamentös schwer einstellbare Typ-1-Diabetiker mit schlechter Hypoglykämiewahrnehmung bzw. stark schwankender glykämischer Kontrolle bietet die allogene intrahepatische Inselzellverpflanzung eine gute Option – Nutzen-Risiko-Assessment und umfassende Patientenaufklärung vorausgesetzt. Auch Nierentransplantierte und damit bereits unter Immunsuppressiva Stehende profitieren.
Eine bis drei Injektionen in die Lebervene nötig
Die Zellen stammen in den meisten Fällen von hirntoten Organspendern. Entsprechend aufbereitet werden sie dem Empfänger unter Immunsuppression in die Portalvene infundiert. Die Zahl der erforderlichen Sitzungen zum Erreichen der Insulin-Unabhängigkeit schwankt zwischen eins und drei. Nach dem Eingriff werden vor allem glykämische Kontrolle, Transplantat-Funktion und die Immunsuppression engmaschig überprüft. Die erhaltende Immunsuppression, z.B. mit Tacrolimus plus Sirolimus bzw. Mycophenolat muss über die gesamte Lebensdauer des Transplantats beibehalten werden.
Seit der klinischen Einführung vor 20 Jahren haben über 1000 Patienten ein Zelltransplantat erhalten. Das Fazit der 22 analysierten Outcome-Studien: Der Eingriff selbst scheint sicher, das Fünf-Jahres-Überleben der Patienten lag bei nahezu 100 %, das der Transplantate bei bis zu 70 %. Über den mindestens einjährigen Beobachtungszeitraum waren Transplantatfunktion, Insulin-Unabhängigkeit und kombinierte Stoffwechselparameter, wie metabolischer Balance, HbA1c (< 7 %), sehr gut. Vor allem blieben die schweren Hypoglykämien aus.
Zusätzlich nahmen die Begleitkomplikationen ab. Durch den Erhalt der Betazellfunktion sank die Inzidenz mikrovaskulärer Ereignisse. Die verbesserte Glykämiekontrolle wirkte nephroprotektiv, was im Endeffekt die potenzielle Nierentoxizität der Calcineurin-Inhibitoren aufwog, erklären die Autoren. Des Weiteren stabilisierten oder besserten sich sensorische Neuropathien.
Andere Studien belegen eine reduzierte Inzidenz bzw. einen milderen Verlauf von Retinopathien, allerdings kam es bei hohem HbA1c-Ausgangswert öfter zu Glaskörperblutungen. Zwar ließ sich auch das kardiovaskuläre Risiko senken, dennoch scheint den Autoren ein Screening auf stumme ischämische Kardiopathien angebracht, wenn die Transplantation bereits länger als fünf Jahre zurückliegt.
Abstoßung schwer nachzuverfolgen
Quelle: Vantyghem MC et al. Lancet 2019; online first