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Der Preis der Hormonersatztherapie Neue Zahlen zum kardiovaskulären Risiko

Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann Frauen den Übergang in die Menopause erleichtern. Forschungsergebnisse lassen jedoch vermuten, dass dies zulasten des Herz-Kreislauf-Risikos geschieht. Neue Evidenz liefert eine Registerstudie mit Gesundheitsdaten aus der schwedischen Gesamtbevölkerung. Ein Team um Dr. Therese Johansson, Fachbereich für Immunologie, Genetik und Pathologie der Universität Uppsala, prüfte die Auswirkungen verschiedener Hormonkombinationen und Darreichungsformen auf die kardiovaskuläre Gesundheit. Ausgewertet wurden die Daten von 919.614 Frauen, die im Zeitraum von 2007 bis 2018 zwischen 50 und 58 Jahre alt gewesen waren. Von diesen hatten sich 77.512 einer HRT unterzogen, u. a. einer oralen fortlaufenden oder sequenziellen Kombinationstherapie, einer Monotherapie mit Östrogen oder einer Tibolonbehandlung. 842.102 Teilnehmerinnen hatten keine Hormone eingenommen.
Während eines maximalen Follow-ups von zwei Jahren trat bei 10.360 Teilnehmerinnen ein Event im Rahmen einer ischämischen Herzkrankheit auf, 4.312 Patientinnen erlitten einen Myokardinfarkt. Es kam außerdem zu 4.098 ischämischen Schlaganfällen und 9.196 venösen Thromboembolien.
Tiboloneinnahme verdoppelte Infarktrisiko
Die Einnahme von Tibolon stand im Vergleich zu keiner Hormonersatztherapie mit einem 52 % höheren generellen Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis in Verbindung. Eine ischämische Herzkrankheit trat in der Tibolon-Gruppe mit 46 % größerer Wahrscheinlichkeit auf, die Risiken für einen Myokardinfarkt oder einen ischämischen Schlaganfall waren doppelt so hoch. Eine orale Kombinationstherapie ließ die Wahrscheinlichkeit einer ischämischen Herzkrankheit um 21 % steigen. Auch das Risiko einer venösen Thromboembolie wuchs bei kontinuierlicher bzw. sequenzieller Kombinationstherapie um 61 % bzw. 100 %. Östrogen in Monotherapie erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Venenthrombose um 57 %.
Quelle: Johansson T et al. BMJ 2024; 387: e078784; DOI: 10.1136/bmj-2023-078784