Nicht-invasive Heimbeatmung: Adhärenz und elektiver Beginn verbessern Behandlungserfolg
In jeder Hausarztpraxis gibt es vermutlich Patienten mit einer nicht-invasiven häuslichen Beatmung, sei es wegen einer chronischen hyperkapnischen Insuffizienz oder obstruktiven Störungen bzw. einer übergewichtsbedingten Hypoventilation. Allerdings weiß man nicht so genau, wie stark sich dies auf die Langzeitprognose dieser zu Hause Beatmeten auswirkt – bis jetzt.
Der Pneumologe und Intensivmediziner Dr. Maxime Patout vom Centre Hospitalier Universitaire Rouen und seine Kollegen analysierten die Daten von mehr als 1700 nicht-invasiv-beatmeten Patienten. Fast ein Drittel von ihnen litt unter einem Obesitas-Hypoventilations-Syndrom (Pickwick-Syndrom) mit oder ohne obstruktive Schlafapnoe, jeweils ein Fünftel waren Patienten mit neuromuskulär bzw. nur obstruktiv bedingter Hyperventilation.
Therapieadhärenz sorgt für günstigere Prognose
Die mediane Überlebenszeit der gesamten Gruppe betrug nach Behandlungsstart etwa sechseinhalb Jahre und variierte abhängig der Grunderkrankung. Patienten mit rasch progredienter neuromuskulärer Erkrankung starben nach einem Jahr, während Betroffene mit langsamem Fortschreiten der neuromuskulären Krankheit und solche mit Pickwick im Mittel über sieben Jahre lebten.
Die Wissenschaftler versuchten herauszufinden welche anderen Faktoren das Überleben beeinflussten. Es kristallisierten sich zwei prognostisch günstige Parameter heraus: die Therapieadhärenz (Nutzung der Beatmung mehr als vier Stunden pro Tag) und ein elektiver Beginn der Behandlung – im Gegensatz zur dringlichen Indikation bei einer akut exazerbierten Insuffizienz. Dennoch bleiben für die Forscher wichtige Fragen offen: Wie erkennt man, dass der Zeitpunkt für die Beatmung gekommen ist, bevor der Patient dekompensiert? Und wie überzeugt man die Kranken, dass ihre Mitarbeit essenziell für den Erfolg ist?
Quelle: Patout M et al. Thorax 2020; 765: 965-973; DOI: 10.1136/thoraxjnl-2019-214204