Nierenschaden lässt sich mit Proteomics vorhersagen

Autor: Manuela Arand

Die hohe Treffsicherheit des CKD273-Peptid-Classifier wurde prospektiv bestätigt. Die hohe Treffsicherheit des CKD273-Peptid-Classifier wurde prospektiv bestätigt. © benschonewille – stock.adobe.com

Eingeschränkte GFR und Albuminurie gehen oftmals mit Diabetes einher, werden aber meist erst spät erkannt. Mittels Urin- Proteomics kann die Früherkennung verbessert werden, so das Ergebnis der PRIORITY-Studie.

Der Diabetes mellitus ist schon seit Längerem zur wichtigsten Ursache chronischer Nierenschäden avanciert, erinnerte Dr. Gemma Currie, Universität Glasgow. Jede Form des Nierenschadens, ob Proteinurie oder Verlust der glomerulären Filtrationsrate (GFR), erhöht die Zehnjahresmortalität eines Diabetespatienten von etwa 4 % auf rund 20 % – treffen beide zusammen, steigt sie auf fast 50 %. Wünschenswert wäre eine Früherkennung molekularer Veränderungen, bevor es zu Strukturschäden der Nieren kommt, so die Expertin.

Hier bietet sich der Urin für die Analyse per Massenspektrometrie nach kapillarelektrophoretischer Auftrennung an. Für die diabetische Nephropathie wurde bereits ein aus 273 Peptiden bestehendes charakteristisches Panel (CKD273) entwickelt, das sich in retrospektiven Analysen als sehr treffsicher erwiesen hat, berichtete Dr. Currie.

Kein Nierenschutz durch Spironolacton

Ein weiteres Element der Studie war ein Therapieversuch mit einem als potenziell protektiv eingeschätzten Aldosteronantagonisten bei den 216 Hochrisikokandidaten in der Studie. Geprüft wurde der Einsatz von Spironolacton gegenüber Placebo. Leider ohne Erfolg, wie Dr. Morten Lindhardt, Steno Diabetes Center, Gentofte, berichtete: Bei Mikroalbuminurie und GFRAbfall zeigte sich über vier Jahre kein Unterschied zu Placebo. Bei der Inzidenz von CKD im Stadium 3 schnitt Spironolacton sogar schlechter ab.

Sie stellte mit PRIORITY die erste prospektive Studie vor, in der geprüft wurde, ob sich mit CKD273 eine Mikroalbuminurie und die Verschlechterung der Nierenfunktion bei Typ-2-Diabetes vorhersagen lassen. Die 1775 Teilnehmer, die noch keine Albuminurie aufwiesen, wurden anhand der Testresultate in Hoch- (n = 216) oder Niedrigrisikogruppen (n = 1559) zugeteilt und bis zu 4,5 Jahre nachbeobachtet. Nicht jeder Patient mit hohem CKD273-Testergebnis entwickelte eine Mikroalbuminurie, der Anteil war jedoch 2,5 mal so hoch wie in der Niedrigrisikogruppe (28,2 vs. 8,9 %, p < 0,0001), berichtete Dr. Currie. Auch die Zunahme der Albuminausscheidung und der Abfall der GFR korrelierten mit dem Testresultat, ebenso das Fortschreiten bis zum Nierenversagen (CKD-Stadien 3 und 4). Das Ergebnis war unabhängig von anderen Risikofaktoren, betonte die Expertin. Zu klären bleibe, bei welchen Patienten sich der Test lohnt – für die breite Anwendung ist er (noch) zu teuer.

Kongressbericht: EASD 2019