Herzinsuffizienz Normaler Marker heißt nicht normale Prognose
Ein Teil der HFpEF*-Patienten weist trotz struktureller und funktioneller Herzinsuffizienzzeichen normale NT-proBNP-Werte auf. Obwohl diese Konstellation günstiger scheint, geht sie mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einher, berichten Prof. Dr. Frederik Verbrugge von der Mayo Clinic in Rochester und Kollegen.
Die Wissenschaftler beleuchteten Pathophysiologie und Verlauf der HFpEF an einem Kollektiv von 581 Teilnehmern. Alle hatten sich wegen unklarer Dyspnoe (NYHA II–III) u.a. einem Rechtsherzkatheter samt Belastungstest unterzogen. 263 Patienten wiesen eine HFpEF mit einem NT-proBNP ≥ 125 ng/l auf, 157 hatten eine HFpEF mit niedrigem NT-proBNP (< 125 ng/l) und bei 161 Personen konnte keine hämodynamische Störung festgestellt werden. Letztere hatten somit eine nicht-kardial bedingte Dyspnoe und galten als Kontrollgruppe.
Die Forscher stellten bei Herzinsuffizienten mit normalem Biomarker eine milde diastolische Dysfunktion fest. Eine körperliche Belastung konnten die Patienten trotz eines Anstiegs der Füllungsdrücke kardial kompensieren. Linksventrikuläre Hypertrophie, diastolische Dysfunktion, Mitralklappeninsuffizienz – all das fiel in diesem Kollektiv ausgeprägter aus als bei Herzgesunden und weniger gravierend als bei HFpEF mit hohem NT-proBNP.
Ähnlich sah es bei der Prognose aus: Nach dem im Median 32-monatigen Follow-up war das Risiko für Tod oder Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz zwar um ca. 60 % geringer, wenn Patienten einen niedrigen statt einen hohen Serumspiegel hatten. Im Vergleich mit den Kontrollen ging eine HFpEF mit unauffälligem NT-proBNP aber noch mit einem mehr als doppelt so hohen Sterbe- und Hospitalisierungsrisiko einher (Hazard Ratio 2,74).
* Heart failure with preserved ejection fraction
Quelle: Verbrugge FH et al. Eur Heart J 2022; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab911