Obstruktives Defäkationssyndrom oft funktionell bedingt
Obstruktive Defäkationssyndrome sollten nicht voreilig auf anatomische Veränderungen wie eine Rektozele oder einen inneren Rektalprolaps zurückgeführt werden, erklärte Professor Dr. Franc Hetzer, Leiter der Facharztpraxis Viszeralchirurgie Bellaria an der Klinik Im Park in Zürich. Bevor es an eine OP geht, muss man unbedingt auch an funktionelle Störungen als eigentliche Ursache der Unfähigkeit zum adäquaten Stuhlgang gedacht werden, erläuterte er.
Reizdarmsyndrom und Dyssynergien ausschließen
Dazu gehören Anismus, paradoxe Beckenbodenkontraktionen und das Reizdarmsyndrom. Wenn solche Störungen vorliegen, hilft eine noch so erfolgreiche OP herzlich wenig – die Unfähigkeit zur spontanen Defäkation bleibt bestehen.
In einer Universitätsklinik in den USA wiesen zwar 222 der 317 Patienten mit obstruktivem Defäkationssyndrom (70 %) eine Intussuszeption auf (39,7 % intrarektal und 30,3 % intraanal).1 Es fand sich aber keine Assoziation zwischen Schweregrad der Intussuszeption und Obstruktion insgesamt oder einzelnen obstruktiven Defäkationssyndrom-Parametern.
In der multivariaten Analyse waren dagegen sowohl Reizdarmsyndrom als auch Dyssynergien signifikant mit einem Anstieg der obstruktiven Defäkationsparameter assoziiert. Daher gilt: Bei obstruktivem Defäkationssyndrom sollten Patienten primär im Hinblick auf ein Reizdarmsyndrom und ein gestörtes Zusammenspiel von Muskeln gescreent und behandelt werden, bevor eine OP erwogen wird.
1. Cavallaro PM et al. Dis Colon Rectum 2019; 62: 56-62; DOI: 10.1097/DCR.0000000000001250