Zehn Kilo Stuhl im Bauch: Chronische Verstopfung führte zum Megarektum
Bis zu zwei Drittel aller Altenheimbewohner leiden unter Verstopfung, drei Viertel nehmen täglich Laxanzien ein. Aufgrund chronischer und wiederkehrender Obstipation entwickelte eine körperlich und geistig behinderte 64-Jährige ein so massives Megarektum, dass sie in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Das Rektum füllte einen Großteil der Bauchhöhle aus und reichte in der Röntgenaufnahme kopfwärts bis zum Zwerchfell und anterior bis zum Peritoneum.
Die Patientin war in den vorangegangenen vier Monaten bereits wiederholt erfolglos wegen schwerer Obstipation und Impaktbildung behandelt worden. Eine CT-Aufnahme zeigte eine große Menge Stuhl im rektosigmoidalen Kolon, aber keine Anzeichen einer Obstruktionsläsion. Eine Darmspiegelung zwei Jahre zuvor hatte keine Hinweise auf Polypen oder maligne Veränderungen gebracht. Unter Berücksichtigung der Umstände, dass die Patientin bettlägerig, mangelernährt und kommunikationsunfähig war, erschien eine sekundäre Obstipation als wahrscheinlichste Differenzialdiagnose.
Pflegebedürftige mit Obstipation rasch behandeln
Gemeinsam mit den Angehörigen fiel die Entscheidung für einen möglichst wenig invasiven chirurgischen Eingriff mittels doppelläufigen Stomas. Die Seniorin vertrug den Eingriff gut. Postoperativ wurde sie mit anterograden Einläufen durch das distale Ende sowie mit Einläufen und Zäpfchen per Rektum behandelt. Röntgenaufnahmen belegten, dass sich die Stuhlmenge in den folgenden 14 Tagen signifikant verringerte. Insgesamt wurden rund 10 kg Stuhl evakuiert. Die Frau nahm ihre gewohnte Ernährung wieder auf und konnte mit normaler Darmfunktion in ihr Pflegeheim zurück.
Ärzten muss bewusst sein, dass chronische Obstipation bei Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen häufig vorkommt und zeitnah behandelt werden sollte, betonen die Autoren um den Chirurgen Dawit Ayalew, Virginia Commonwealth University, Richmond. Ist eine OP notwendig, fließen Komorbiditäten, Ätiologie und Ansprechen auf Medikationen individuell in die Therapieentscheidung ein.
Quelle Text und Abb.: Ayalew D et al. J Surg Case Rep 2020; 3: rjaa047; DOI: 10.1093/jscr/rjaa047