Obstipation Rohr frei, rezeptfrei
Wer unter Verstopfung leidet, geht damit häufig nicht zum Arzt, sondern holt sich direkt etwas aus der Apotheke. Ob die Abführmittel, die dort rezeptfrei über den Tresen gehen, wirklich etwas taugen, hat ein amerikanisches Forscherduo genauer untersucht und dafür die Daten aus 41 randomisierten kontrollierten Studien systematisch ausgewertet. Nicht für alle Substanzen fanden sie ausreichende Wirksamkeitsbelege.
In erster Linie empfehlenswert, so Professor Dr. Satish Rao von der University Augusta und sein Kollege Professor Dr. Darren Brenner von der Feinberg School of Medicine in Chicago, seien Polyethylenglykol und Präparate aus der Senna-Pflanze. Sie sind die einzigen rezeptfreien Abführmittel mit einer Grad-A-Empfehlung bei höchster Evidenz.
In den untersuchten Studien schnitt Polyethylenglykol mit Blick auf verschiedene Studienendpunkte nicht nur gegenüber Placepopräparaten besser ab, sondern auch im Vergleich mit Flohsamen, Lactulose oder Medikamenten wie Tegaserod und Prucaloprid. Bei opioidinduzierter Obstipation wirkte es so gut wie Naloxegol.
Ebenfalls gut belegt sind die Effekte von Diphenylmethan-Derivaten wie Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Da sie den Studien zufolge jedoch häufiger Diarrhö und Bauchschmerzen verursachen, sprachen die Experten für diese Substanzen nur eine moderate Empfehlung aus. Genauso stuften sie magnesiumhaltige Abführmittel ein.
Fruchtextrakte sind verträglich und wirksam
Auch Laxanzien auf Fruchtbasis bewerteten die Autoren wohlwollend. Nach bisheriger Kenntnis bieten Produkte aus Kiwi, Mango, Feige oder Pflaume eine gut verträgliche und vielversprechende Option. Es fehlten aber genauere Daten.
Ballaststoffhaltigen Produkten wurde, sofern eine Aussage wie z.B. bei Flohsamen möglich war, eine mäßige Wirkung bei Verstopfung attestiert. In anderen Fällen reichte die Evidenz dagegen nicht, um eine Empfehlung auszusprechen.
Quelle: Rao SSC, Brenner DM. Am J Gastroenterol 2021; 116: 1156-1181; DOI: 10.14309/ajg.0000000000001222