Gefakte Studien Paper Mills produzieren „wissenschaftliche“ Publikationen wie am Fließband

Autor: Sabine Mattes

Zwischen 2017 und 2019 nahm die Zahl der Paper-Mill-Publikationen deutlich zu. Zwischen 2017 und 2019 nahm die Zahl der Paper-Mill-Publikationen deutlich zu. © Gorodenkoff – stock.adobe.com

In seriösen wissenschaftlichen Journals gibt es immer mehr Fake Papers. Allein in den Jahren 2006 bis 2022 konnte eine Arbeitsgruppe über 1000 zurückgezogene Fake-Publikationen identifizieren, fast alle stammten von chinesischen Autoren.

Bei sogenannten „Paper Mills“ handelt es sich um Organisationen, die im großen Stil wissenschaftliche Publikationen erstellen und verkaufen. Oft basieren diese auf fabrizierten Daten. Das Angebot richtet sich z.B. an Forscher, Akademiker oder Studenten, die in Peer-Review-Magazinen veröffentlichen wollen oder müssen, schreiben Cristina Candal-Pedreira von der Universität Santiago de Compostela und Kollegen. Der Service reiche teilweise weit über das Autorenrecht hinaus: Von der Konstruktion des kompletten Datengerüsts über gefälschte Peer-Reviews bis hin zur garantierten Veröffentlichung sei alles möglich.

Die Fake-Publikationen „erzeugen ein Misstrauen in die Forschung und können zu falschen Behauptungen hinsichtlich der Wirksamkeit von Medikamenten oder zur ungerechtfertigten Vergabe akademischer Titel führen“, kritisieren die Wissenschaftler. Dementsprechend wichtig sei ihre Identifikation und Retraktion. Die Forscher analysierten insgesamt 1.182 zurückgezogene Veröffentlichungen aus den Jahren 2004 bis 2022, die nachweislich aus Paper Mills stammten. Die Mehrheit hatte vier bis sechs Autoren, fast alle gehörten chinesischen Einrichtungen an. Die Paper wurden hauptsächlich in Magazinen aus der oberen Hälfte des JIF-Rankings veröffentlicht, dabei konzentrierten sich zwei Drittel auf nur 15 Formate. Die meisten stammten aus dem European Review for Medical and Pharmacological Sciences, gefolgt vom Journal of Cellular Biochemistry (166 bzw. 134). 

Zwischen 2017 und 2019 nahm die Zahl der Paper-Mill-Publikationen deutlich zu (fünf bis zehn pro 100.000 Veröffentlichungen). Dies beinhalte jedoch nur die aufgedeckten Fälle, geben die Autoren zu bedenken. Auch wenn diese meist aus China stammten und sich auf wenige Zeitschriften begrenzten – Paper Mills, die bisher unentdeckt geblieben seien, könnten ganz anders arbeiten. Im Mittel dauerte es zwei Jahre bis zur Enttarnung eines gefälschten Artikels. Die Forscher sehen die steigenden Zahlen mit Sorge: Jeder zurückgezogene Text wurde durchschnittlich elf Mal zitiert. Dies zeige, welchen Einfluss Paper Mills  – mit mutmaßlich gefälschten Daten – auf die Wissenschaft nehmen könnten.

Quelle: Candal-Pedreira C et al. BMJ 2022; 379: e071517; doi: 10.1136/bmj-2022-071517