Neue Strategie für den Amyloidnachweis PET-Bildgebung und Liquoranalyse optimal kombinieren

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Ein differenziertes Vorgehen könnte die Alzheimerdiagnostik im „Graubereich“ verbessern. Das Prozedere umfasst einen zusätzlichen PET-Scan je nach Liquorbefund. Ein differenziertes Vorgehen könnte die Alzheimerdiagnostik im „Graubereich“ verbessern. Das Prozedere umfasst einen zusätzlichen PET-Scan je nach Liquorbefund. © samunella - stock.adobe.com

Ein neuer Algorithmus könnte die Alzheimerdiagnostik präzisieren. Eine retrospektive Analyse zeigt, dass sich durch die Kombination von Liquor- und PET-Bildgebung gezielt Patientinnen und Patienten für eine Anti-Amyloid-Therapie identifizieren lassen.

Ein differenziertes Vorgehen könnte die Alzheimerdiagnostik im „Graubereich“ verbessern. Das Prozedere umfasst einen zusätzlichen PET-Scan je nach Liquorbefund.

Bald dürfte auch in Europa der erste Anti-Amyloid-Antikörper auf den Markt kommen. Für die Therapie kommen Personen mit kognitiven Störungen im Frühstadium infrage, bei denen sich extrazelluläres Beta-Amyloid (Aβ) als Zeichen der Alzheimerkrankheit nachweisen lässt. Diagnostisch steht für den Nachweis die invasive, vergleichsweise preiswerte Liquorpunktion mit Bestimmung von Aβ42, Aβ40 sowie bestimmter Tau-Proteine zur Verfügung.

Auf der Suche nach dem diagnostischen Algorithmus

Die Amyloidablagerungen im Gehirn lassen sich zudem per PET darstellen – ein vergleichsweise teures und eher selten verfügbares zweites diagnostisches Verfahren. Die Ergebnisse beider Untersuchungen fallen insbesondere bei leichter Demenz häufig widersprüchlich aus.

Wie ließe sich im Alltag der Aβ-Status einer Patientin oder eines Patienten mit früher Demenz effizient beurteilen? Mit dem Ziel, einen entsprechenden diagnostischen Algorithmus zu entwickeln, werteten Prof. Dr. Matthias Brendel vom Klinikum der LMU in München und seine Arbeitsgruppe retrospektiv Daten aus zwei unabhängigen Patientenkohorten aus. Von sämtlichen 546 Personen lagen Liquorbefunde und Amyloid-PET-Scans vor. Alle Teilnehmenden wiesen eine klinisch diagnostizierte leichte Demenz bzw. leichte kognitive Einschränkungen aufgrund eines Morbus Alzheimer oder einer anderen neurodegenerativen Erkrankung auf.

Als aussagekräftig erwies sich das Verhältnis von Aβ42 zu Aβ40: In beiden Kohorten ließ sich für eine Aβ42/40-Ratio von ≤ 5,5 % als Cut-off-Wert ein positiver PET-Scan vorhersagen, also eine hohe Beta-Amyloidlast im Gehirn. Bei einer Aβ42/40-Ratio von ≥ 7,1 % ergab sich hingegen ein niedriges Risiko für ein positives Ergebnis im PET-Scan. In den Bereich zwischen den beiden Cut-offs fielen 14–16 % der Teilnehmenden.

Für rund die Hälfte wies die Bildgebung eine hohe Amyloidlast auf. Die Gruppe mit Werten zwischen den Cut-offs würde also von einem zusätzlichen PET-Scan nach einer Liquorpunktion profitieren, so das Autorenteam. Mithilfe dieses Vorgehens mit zwei Cut-off-Werten für Aβ42 und Aβ40 im Liquor ließen sich effizient diejenigen mit leichter Demenz identifizieren, die sich für die Anti-Amyloid-Therapie eignen bzw. für die Behandlung nicht infrage kommen oder die der weiteren Diagnostik bedürfen.

Quelle:
1. Brendel M et al. Alzheimers Dement (Amst) 2024; 16: e70031; doi: 10.1002/dad2.70031
2. Pressemeldung LMU München