Verkehrsopfer Plötzlicher Herztod beim Sex kommt vor, ist aber selten
Stirbt ein Mensch unerwartet an einem Herz-Kreislauf-Versagen, spricht man vom plötzlichen Herztod. In zeitlichen Zusammenhang mit sexueller Aktivität können davon nur sehr wenige gebracht werden, wie ein britisches Forscherteam um den Kardiologen Dr. Gherardo Finocchiaro von der St George’s University of London berichtet. Meist wird die mit dem Geschlechtsverkehr einhergehende Katecholaminausschüttung für das Herzversagen verantwortlich gemacht.
Die Wissenschaftler beleuchteten das Thema genauer: Sie werteten die Daten von 6.847 Personen aus, die zwischen 1994 und 2020 am plötzlichen Herztod gestorben und obduziert worden waren. In keinem Fall hatten innerhalb von zwölf Stunden vor dem Tod Anzeichen für akute gesundheitliche Probleme bestanden. Nach Ausschluss nicht-kardialer Todesursachen inklusive einer toxikologischen Diagnostik war das Herz der Verstorbenen von erfahrenen Kardiopathologen sowohl makroskopisch als auch histologisch untersucht worden.
In 17 Fällen (0,2 %) trat der plötzliche Herztod während oder innerhalb einer Stunde nach dem Geschlechtsverkehr ein, fanden die Forscher heraus. Bei den Betroffenen handelte es sich um elf Männer (65 %) und sechs Frauen (35 %) im Durchschnittsalter von 38 Jahren. Mit neun Fällen (53 %) führte die Todesursachenstatistik das plötzliche Arrhythmiesyndrom an, gefolgt von der Aortendissektion in zwei Fällen (12 %). Je eine Person (6 %) starb in Folge einer hypertrophen Kardiomyopathie, einer ischämischen Herzkrankheit, einer idiopathischen linksventrikulären Hypertrophie, einer idiopathischen Fibrose, einer arrhythmogenen Kardiomyopathie bzw. einem Mitralklappenprolaps.
Insbesondere jüngere Patienten mit kardialen Vorbelastungen wie Kardiomyopathien oder Ionenkanalerkrankungen fürchten, im Rahmen des Geschlechtsverkehrs einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Diese Sorge ist nicht ganz unbegründet, meinen die Experten, weisen jedoch darauf hin, dass ein derartiges Ereignis relativ selten eintritt.
Quelle: Finocchiaro G et al. JAMA Cardiol 2022; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.5532