Polypen im oberen Gastrointestinaltrakt: Wann wird operiert?
Eine Vorsorge zur Früherkennung von Tumoren im oberen Verdauungstrakt gibt es in Deutschland – mit Ausnahme für bestimmte Risikopatienten – nicht. Daher fallen Polypen dort eher zufällig bei einer Spiegelung auf – oder wenn sie Probleme bereiten. Das tun sie allerdings oft erst, wenn sie groß sind. Schmerzen, Dysphagie, Obstipation, Blutarmut oder Gewichtsverlust gehören dann zu den typischen Anzeichen.
In solchen Fällen raten Experten wie Dr. Benjamin Meier und Professor Dr. Karel Caca vom Klinikum Ludwigsburg dazu, den Übeltäter zu entfernen, selbst wenn er prinzipiell gutartig sein sollte.
Bei kleinen benignen Läsionen reicht oft die Verlaufskontrolle
Ebenso empfiehlt es sich in der Regel, Wucherungen mit Entartungspotenzial – wie Adenome – zu resezieren. Bei kleinen benignen Läsionen reicht dagegen häufig eine endoskopische Verlaufskontrolle.
In der Speiseröhre stößt man nur selten und eher in der unteren Hälfte auf Tumoren. Am häufigsten handelt es sich um gutartige Leiomyome, erklären die Ludwigsburger Gastroenterologen. Man müsse sie jedoch zwingend von den äußerlich ähnlichen und potenziell malignen gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) abgrenzen. Das ist etwas knifflig, denn das subepitheliale Wachstum der beiden erschwert die Diagnose. Abhilfe schaffen kann der endoskopische Ultraschall. Durch Zuordnung der Läsion zu einer bestimmten Wandschicht und durch das Echomuster lassen sich auch solche Gebilde näher klassifizieren.
Gastrointestinale Stromatumoren sollte man, wie auch Granularzelltumoren oder Neurinome, möglichst entfernen. Chirurgisch gelingt dies am einfachsten. Endoskopisch sind anspruchsvollere Methoden als die klassische Mukosaresektion nötig – etwa die endoskopische Submukosaresektion oder die endoskopische Tunnelung. Sie führen aber in mehr als jedem zehnten Fall zu Komplikationen, wie die Autoren anmerken, und sollten nur an speziellen Fachzentren erfolgen.
Für die Entfernung der viel selteneren epithelialen Tumoren der Speiseröhre ist die klassische Mukosaresektion das Standardverfahren. Dr. Meier und Prof. Caca empfehlen es bei Adenomen und hyperplastischen/entzündlichen Polypen, die oft mit einem Barrett-Ösophagus assoziiert sind, sowie bei Papillomen.
Epitheliale Tumoren machen im Magen und Duodenum den Großteil der insgesamt seltenen Funde aus. Im Magen entfällt mehr als die Hälfte auf Drüsenkörperzysten oder hyperplastische Polypen.
Gastrale Polypen ab 1 cm endoskopisch entfernen
Während die Erstgenannten durchweg benigne sind, steigt bei den hyperplastischen Polypen im Magen mit zunehmender Größe auch das Entartungsrisiko – ein Grund, Exemplare von > 1 cm per endoskopischer Submukosaresektion zu entfernen. Im Zwölffingerdarm erscheinen Polypen vor allem als kleine sessile Raumforderungen im Bulbus duodeni. Oft handelt es sich um gastrale Metaplasien und Hyperplasien der Brunner-Drüsen, sogenannte Brunnerome.
Subepitheliale Tumoren in Magen und Duodenum rar
Sie bedürfen laut den Experten keiner weiteren Therapie oder Nachsorge. Oft könne man auch auf eine Biopsie verzichten. Adenome machen ihren Angaben nach rund 3 % der Polypen im Magen und 7 % im Duodenum aus und betreffen häufig Patienten mit Lynch-Syndrom oder familiär adenomatöser Polyposis. Dieser Patientengruppe werden daher regelmäßige Endoskopien zur Vorsorge explizit empfohlen.
Subepitheliale Tumoren sind im Magen und Duodenum rar. Bei der Abgrenzung von GIST und neuroendokrinen Tumoren (NET) kann wiederum der endoskopische Ultraschall helfen. Die Behandlungspalette reicht von endoskopischer Überwachung bzw. Resektion bei kleineren und gut differenzierten NET über die endoskopische Submukosaresektion und die endoskopische Vollwandresektion bis hin zur chirurgischen Resektion.
Quelle: Meier B, Caca K. Internist 2021; 145-150; DOI: 10.1007/s00108-020-00901-1