Kasuistik Portosystemischer Shunt statt Narbenhernie
Bei einem 69-Jährigen mit bekannter kompensierter Leberzirrhose im frühen Stadium (Child A) fällt in der Untersuchung eine langstreckige, nicht schmerzhafte Schwellung zwischen Nabel und Epigastrium auf. Der Mann gibt an, das sei eine altbekannte Narbenhernie nach Billroth-II-OP vor längerer Zeit. Doch wie MARIA HENI und PD Dr. THOMAS KARLAS von der Medizinischen Klinik 2, Bereich Gastroenterologie, am Universitätsklinikum Leipzig darlegen, lässt sich praktisch schon durch Inspektion und Palpation erkennen, dass es sich bei der Formation um ein subkutanes Gefäßkonvolut handelt. Die Sonografie bestätigt das: Es lässt sich ein kräftiges Gefäß entlang des Ligamentum falciforme erkennen, das in ein Venengeflecht am Nabel, ein Caput medusae, mündet. Der umbilikale Umgehungskreislauf hatte sich aufgrund portaler Hypertension entwickelt. Solch ein portosystemischer Shunt – häufige Komplikation einer Zirrhose – umgeht die Leber und führt einen Teil des Pfortaderblutes direkt ins venöse System, im vorliegenden Fall fand er Anschluss an die V. cava inferior.
Diese Shunts mindern zwar die portale Hypertonie, gehen aber mit vermehrten Blutungskomplikationen, z.B. aus Ösophagusvarizen, und einem erhöhten Risiko für eine hepatische Enzephalopathie einher, erklären die Autoren. Zur Behandlung eignen sich der transjuguläre intrahepatische portosystemische Shunt, endoskopische Varizenbehandlungen oder die Milzarterienembolisation. Bei dem 69-Jährigen traten im Verlauf Blutungen im Gastrointestinaltrakt auf und er kam auf die Liste für eine Lebertransplantation.
Quelle: Heni M, Karlas T. „69-¬jähriger Patient mit chronischer Schwellung“, Dtsch Med Wochenschr 2022; 585-586; DOI: 10.1055/a-1800-1973 © Georg Thieme
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