Protonenpumpeninhibitoren PPI begünstigen Infektion mit antibiotikaresistenten Enterobakterien

Autor: Dr. Franziska Hainer

Patienten, die Protonenpumpen­inhibitoren (PPI) einnehmen, haben ein fast 50 % höheres Risiko für eine Infektion mit antibiotika­resistenten gramnegativen Bakterien. Patienten, die Protonenpumpen­inhibitoren (PPI) einnehmen, haben ein fast 50 % höheres Risiko für eine Infektion mit antibiotika­resistenten gramnegativen Bakterien. © ag visuell – stock.adobe.com

Protonenpumpenhemmer sollte man nicht ohne Not und nicht länger als nötig verordnen. Zu groß ist das Risiko einer Infektion mit medikamentenresistenten Enterobacterales.

Der weitverbreitete laxe Umgang mit Säureblockern ist möglicherweise riskanter als gedacht. Und das ganz unabhängig von der Dosierung.

Patienten, die Protonenpumpen­inhibitoren (PPI) einnehmen, haben ein fast 50 % höheres Risiko für eine Infektion mit antibiotika­resistenten gramnegativen Bakterien. Das ist das Ergebnis einer zweiteiligen Fall-Kontroll-Studie, in der ein niederländisches Team die Assoziationen zwischen PPI-Einnahme und Infektionen mit Extended-Spectrum-Betalaktamase (ESBL) oder Carbapenemase produzierenden Enterobakterien untersuchte. 

Zunächst werteten die Forscher um Dr. Roel­ Willems­ von der Universität Amsterdam Abstrich­ergebnisse aus der mikrobiologischen Labordatenbank der Uniklinik aus. Diese stammten von 2.239 stationär eingewiesenen Patienten.  Von diesen lag nach Probe­entnahme ein Kulturergebnis aus Stuhl, Sputum, Urin, Blut oder Aszites vor. Für die Auswertung wurden die Patienten mit positivem Nachweis von ESBL oder Carbapenemase produzierenden Enterobakterien im Verhältnis 1:5 mit Kontrollen ohne einen solchen positiven Nachweis nach Alter und Kulturdatum gematcht. 

Eine zweite, prospektive Fall-Kontroll-Studie schloss zwei Gruppen mit jeweils 94 Patienten, gematcht im Verhältnis 1:1, ein. Ergänzend wurden Daten zu Lebensstil und Komorbiditäten erhoben. Dadurch ließ sich eine valide Aussage über die Abhängigkeit von Protonenpumpeninhibitoren und Infektion ohne Störfaktoren treffen. Bei Einnahme von PPI innerhalb von 30 Tagen vor Probenentnahme ermittelten die Autoren ein bereinigt­es Inzidenzratenverhältnis (aIRR) von 1,48 für die Infektion mit ESBL oder Carbapenemase produzierenden Enterobakterien.  Eine Dosis-Wirkungsabhängigkeit zeigte sich nicht. 

Laxanzien oder Antibiotika führten als unabhängige Faktoren zu einem mehr als zweifach höheren Risiko für die Ansteckung mit den medikamentenresistenten Enterobakterien (aIRR 2,26 bzw. 2,78).

Die Autoren fordern mehr Umsicht bei der Verordnung

Vermutlich erleichtert der PPI-bedingte reduzierte Säuregehalt im Magen von außen eindringenden, medikamentenresistenten Bakterienstämmen die Passage. Um diesen Mechanismus zu stoppen, bedarf es dringend (mehr) Zurückhaltung bei der PPI-Verordnung, fordern die Autoren.

Quelle: Willems RPJ et al. JAMA Netw Open 2023; 6: e230470; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.0470