Multiple Myelom Prädiktives Modell identifiziert mit kürzerer Progressionsfreiheit einhergehende Faktoren
Forschende um Dr. Nico Gagelmann, UKE Hamburg, trugen retrospektiv Daten von zwei Gruppen von Erkrankten mit Multiplem Myelom aus Europa (n = 136) und den USA (n = 133) zusammen, die mit kommerziell verfügbaren oder an Forschungseinrichtungen hergestellten CAR-T-Zell-Präparaten – in immerhin etwa einem Viertel aller Fälle – behandelt worden waren. Sie extrahierten daraus Prädiktoren für Rezidiv bzw. Progression und bildeten damit das einfache Vorhersagemodell MyCARe*. Es wurde zunächst in der europäischen Kohorte erstellt, danach in der amerikanischen validiert und außerdem in Patient:innen- und Therapie-spezifischen Subgruppen überprüft.
Die Gesamtansprechrate unter der CAR-T-Zell-Therapie betrug in beiden Kohorten 87 %, darunter gab es 48 % komplette Remissionen in Europa bzw. 49 % in den USA. Ab dem Zeitpunkt der Infusion der Zellen vergingen median fünf Monate bis zum Rezidiv. Eine kürzere rezidivfreie Zeit war dabei mit einem deutlich schlechteren Gesamtüberleben assoziiert, mit Zwölf-Monats-Raten von 30 % (Europa) bzw. 14 % (USA). Als unabhängige Prädiktoren für ein frühes Rezidiv bzw. eine Progression wurden das Vorliegen einer extramedullären Erkrankung oder einer Plasmazell-Leukämie, Refraktärität gegenüber Lenalidomid, eine Hochrisiko-Zytogenetik und ein erhöhtes Ferritin zum Zeitpunkt der Lymphodepletion identifiziert.
Indem die Forschenden für jeden dieser Faktoren einen Punkt vergaben, konnten sie die Patient:innen in dem Modell in drei Risikogruppen unterteilen:
- niedrig: 0–1 Punkte
- intermediär: 2–3 Punkte
- hoch: 4 Punkte
Diese Gruppierung war mit einer scharfen und signifikanten Differenzierung der Prognose assoziiert: Das Fünf-Monats-Risiko für Rezidiv oder Progression betrug 7 %, 27 % und 53 % (p < 0,001). Hinsichtlich des Gesamtüberlebens war ein nicht signifikanter Trend in die gleiche Richtung zu erkennen.
Ein vielversprechendes Prognosemodell
Das Modell wurde in der US-Kohorte validiert und erwies sich auch bezüglich Ansprechen sowie progressionsfreiem und Gesamtüberleben als prognostisch nützlich. Das traf auf die Trainings- und Validierungs-Kohorte ebenso zu wie auf Subgruppen, die hinsichtlich des Alters, der verwendeten CAR-T-Zell-Produkte oder des Ausmaßes der Refraktärität gegenüber herkömmlichen Myelom-Therapien gebildet wurden.
Dies sei die erste Analyse, so Dr. Gagelmann, die demonstriert, dass die Ergebnisse mit CAR-T-Zellen beim Myelom in Europa und den USA ähnlich ausfallen. Das MyCARe-Prognosemodell könnte in Zukunft das Timing dieser Therapie auch in spezifischen Subgruppen von Patient:innen erleichtern.
* Myeloma CAR-T Relapse model
Quelle:
Gagelmann N et al. 6th European CAR T-cell Meeting; BA1-2: Prediction of Outcome After CAR-T for RRMM