Externe Risikofaktoren Psychosen beeinträchtigen Denkprozesse
Viele Patientinnen und Patienten mit psychotischen Erkrankungen zeigen kognitive Einschränkungen. Eine Querschnittstudie hat jetzt untersucht, ob bei diesen Personen ein Zusammenhang besteht zwischen ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit und einer schädlichen Risikoexposition z. B. durch soziodemografische und umweltbedingte Umstände. Eine Forschergruppe um Dr. Robert McCutcheon von der University of Oxford analysierte hierfür die Daten der BNSIP*-1- und BNSIP-2-Studien aus den USA.
Zu den 3.370 Teilnehmenden gehörten 1.707 Patientinnen und Patienten mit den Diagnosen Schizophrenie, schizoaffektive Störung oder Bipolar-I-Störung mit Psychose, 823 Angehörige ersten Grades dieser Personen sowie 840 gesunde Personen als Kontrollgruppe. Das mittlere Alter betrug 37,9 Jahre, 56 % der Beteiligten waren weiblich.
Anhand eines komplexen Algorithmus für maschinelles Lernen – ein Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz – wurde die Assoziation untersucht zwischen kognitiven Einschränkungen und prädiktiven Faktoren. Zu diesen zählen Bildungsniveau, Kindheitstrauma, Alter, ethnische Zugehörigkeit und sozioökonomischer Status der Eltern. Im Ergebnis hatten erkrankte Personen signifikant schlechtere kognitive Gesamtscores als die Kontrollkohorte. Ein Großteil der Beeinträchtigungen im gesamten Psychosespektrum war mit den genannten soziodemografischen und umweltbedingten Umständen assoziiert. Die Diagnose selbst und auch der Einsatz von Antipsychotika spielten interessanterweise eine eher untergeordnete Rolle.
Einige der relevanten Faktoren sind modifizierbar
Eine Interpretation für die Beeinträchtigung der kognitiven Leistung innerhalb der Psychosekohorte könnte eine stärkere Exposition gegenüber schädlichen Risikofaktoren sein, mutmaßen die Verfassenden. Da einige der Faktoren, die die kognitive Entwicklung beeinflussen, modifizierbar sind, unterstreichen die Ergebnisse das Potenzial zukünftiger Interventionen psychosozialer und pharmakologischer Art. Diese könnten möglicherweise diagnoseübergreifend und symptomorientiert zur Behandlung kognitiver Beeinträchtigungen beitragen, so das Fazit des Expertenteams.
* Bipolar-Schizophrenia Network on Intermediate Phenotypes
Quelle: McCutcheon RA et al. JAMA Psychiatry 2024; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2024.3062