Interstitielle Lungenerkrankung Pulmonaler Gefäßwiderstand entscheidet über Sterblichkeit

Autor: Dr. Anna Millenaar/Stefanie Menzel

Der pulmonale Gefäßwiderstand geht mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. Der pulmonale Gefäßwiderstand geht mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. © Rasi – stock.adobe.com

Kommt es im Verlauf einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) zu einer pulmonalen Hypertonie (PH), so hat dies Auswirkungen auf Belastbarkeit, Lebensqualität und letztlich auf die Sterblichkeit der Patienten. 

Definiert war die PH früher durch einen mittleren pulmonal-arteriellen Druck (mPAP) ≥ 25 mmHg. Mittlerweile wurde der Grenzwert auf > 20 mmHg in Ruhe gesenkt. Frühe Hinweise auf Erkrankungen der Lungengefäße kann der pulmonale Gefäßwiderstand (PVR) liefern. Auch sein Schwellenwert wurde gesenkt auf nunmehr ≥ 2 WU.

Klinische Relevanz von niedrigen Drücken unklar

Studien haben gezeigt, dass z.B. bei idiopathischer Lungenfibrose schon ein mPAP < 20 mmHg mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko verbunden ist. Inwieweit dies auch bei ILD gilt, ist nicht vollständig geklärt. Tomonori Sato von der University Graduate School of Medicine in Nagoya und Kollegen wollten Genaueres über die Zusammenhänge wissen. Im Rahmen einer retrospektiven Studie untersuchten sie die klinische Bedeutung von mPAP und PVR im Hinblick auf das Mortalitätsrisiko bei neu diagnostizierter ILD. 

Eingeschlossen in die retrospektive Analyse wurden 854 ILD-Patienten, die zwischen 2007 und 2018 einen Rechtsherzkatheter erhalten hatten. Die Untersuchung hatte bei lediglich 19,6 % von ihnen einen mPAP > 20 mmHg ergeben. Aus allen Teilnehmern bildeten die Forscher anhand des gemessenen mPAP drei Gruppen: ≤ 20 mmHg, zwischen 20 und 25 mmHg und ≥ 25 mmHg.

In der Gruppe mit den höchsten mPAP-Werten hatten die Messungen für 86,4 % der Patienten einen PVR > 2 WU ergeben, in der mittleren Gruppe traf dies auf 60,4 % zu. Doch auch jeder Vierte (26,2 %) mit normalen Druckwerten (≤ 20 mmHg) hatte bereits einen erhöhten PVR. 

Fokussierung auf mPAP blendet Mortalitätsrisiko aus

Die Mortalitätsrate erwies sich als abhängig vom pulmonalen Gefäßwiderstand, nicht aber vom mittleren pulmonal-arteriellen Druck (Hazard Ratio, HR, 1,37 vs. 0,98). Widerstände von > 2 WU waren signifikant mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden (HR 1,61) – auch in der Gruppe mit normalen Druckwerten.

Auch wenn in der Studie beispielsweise die Gruppe mit hohen mPAP-Werten vergleichsweise klein war, sprechen sich die Autoren dafür aus, bei ILD-Patienten von Anfang an sowohl auf den mPAP als auch auf den PVR zu achten. Sie empfehlen größere Studien, um die Ergebnisse zu überprüfen.

Quelle: Sato T et al. Thorax 2024; DOI: 10.1136/thorax-2023-220179