Radikale Prostatektomie schenkt drei Jahre Lebenszeit
Bislang war unklar, ob die radikale Prostatektomie Patienten mit lokal begrenztem Karzinom auch langfristig einen Überlebensvorteil verschafft. Skandinavische Forscher starteten deshalb 1989 eine Langzeitstudie, deren Rekrutierungsphase über knapp zehn Jahre lief. 695 Patienten mit lokal begrenztem und klinisch diagnostiziertem Tumor wurden auf zwei Therapiearme randomisiert: radikale Prostatektomie und Watchful Waiting. Teilnehmen konnten nur Männer, die zu Beginn der Studie jünger als 75 Jahre waren und deren Lebenserwartung mehr als zehn Jahre betrug.
Nach 29 Jahren Follow-up waren 80 % der Patienten verstorben, ein knappes Drittel am Prostatakarzinom, schreiben Dr. Anna Bill-Axelson von der Universitätsklinik Uppsala und ihre Kollegen. Im Kollektiv der operierten Männer wurden 71 Fälle tumorbedingter Todesfälle registriert, in der Watchful-Waiting-Gruppe 110. Das entspricht einem signifikant erniedrigten relativen Sterberisiko (RR) von 0,55 zugunsten der Prostatektomie.
Patienten, die sich der Operation unterzogen hatten, wurden nach 23 Jahren Follow-up mit einem durchschnittlichen Lebenszeitgewinn von 2,9 Jahren belohnt. Entscheidend für die Prognose nach dem Eingriff waren Ausdehnung und Aggressivität des Tumors. Patienten mit extrakapsulärem Tumorwachstum hatten ein fünfmal so hohes Sterberisiko wie diejenigen mit weniger ausgedehntem Krebs. Bei einem Gleason-Score über 7 als Zeichen einer höheren Aggressivität war das Sterberisiko um den Faktor zehn erhöht.
Risiko für Metastasen durch Abwarten deutlich erhöht
Der Vorteil der radikalen Prostatektomie zeigte sich auch im Metastasierungsverhalten: In der Gruppe der prostatektomierten Männer entwickelten 26,6 % innerhalb von 23 Jahren Fernmetastasen, mit der Strategie des Abwartens fanden sich solche Absiedlungen bei 43,3 %. Außerdem wirkt die Operation offenbar besonders gut bei unter 65-jährigen Patienten. Bei diesen jüngeren Patienten zeigten sich die größten Unterschiede im Vergleich zum kontrollierten Abwarten.
Quelle: Bill-Axelson A et al. N Engl J Med 2018; 379: 2319-2329