Rektumkarzinom  Indirekter Vergleich gibt mehr Sicherheit für Patient:innen

ASCO-GI 2025 Autor: Friederike Klein

Bei klinischem Komplettansprechen auf neoadjuvante Therapie ist konservatives Beobachten eine unsichere Option. Bei klinischem Komplettansprechen auf neoadjuvante Therapie ist konservatives Beobachten eine unsichere Option. © Ahmet Aglamaz – stock.adobe.com

Für Erkrankte mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom ist bei (fast) klinischem Komplettansprechen auf eine totale neoadjuvante Therapie ein konservatives Beobachten unter regelmäßiger Kontrolle eine Option. Doch es gibt Verunsicherung, ob der Organerhalt nicht mit mehr fortgeschrittenen Rezidiven im Verlauf erkauft wird. 

Etwa 20 % aller Personen mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom, die nach einer totalen neoadjuvanten Therapie (TNT) ein klinisches Komplettansprechen (cCR) erzielen, müssen bei Watch-and-wait(WW)-Überwachung mit einem erneuten Auswachsen des Tumors rechnen. Gleiches gilt für 50 % der Patient:innen mit einer annähernden Komplettremission (nCR, kleine mukosale Restbefunde), sagte Dr. Hannah Williams, Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York.1 

WW vs. TME bei TNT

Eine prospektive randomisierte Studie wäre zum Vergleich von WW und totaler mesorektaler Exzision (TME) wichtig; sie ist aber nicht durchführbar, da sich die auf eine TNT sehr gut ansprechenden Behandelten meist nicht mehr operieren lassen möchten. Daher nutzte das Team um Dr. Williams Daten aus zwei Studien für einen gepoolten, indirekten Vergleich von WW und TME: 

  • In CAO/ARO/AIO-12 waren alle Erkrankten nach TNT obligat operiert worden.
  • In OPRA fand acht Wochen nach Ende der TNT ein Restaging statt. Allen Patient:innen mit cCR und nCR wurde ein WW angeboten. 

Es gab keinen Hinweis auf ein unterschiedliches onkologisches Ergebnis nach TNT zwischen obligater TME und selektiver WW-Strategie. Die Gesamtüberlebensrate bezogen auf drei Jahre betrug 92 % bei obligater TME und 94 % mit dem selektiven WW-Angebot. Die Rate des krankheitsfreien Drei-Jahres-Überlebens erreichte 73 % vs. 76 %. 

Auch Betroffenen mit nCR kann demnach eine WW-Strategie angeboten werden, betonte Dr. Williams. Wurde unter regelmäßiger Kontrolle ein Lokalrezidiv entdeckt und dann eine TME vorgenommen, hatten die Patient:innen gegenüber denjenigen mit sofortiger TME keinen OS-Nachteil. 

Unklar sei die optimale Dauer der Chemotherapie im Rahmen der TNT. In der CAO/ARO/AIO-12-Studie waren drei Zyklen FOLFOX zusätzlich zur Strahlenchemotherapie vorgesehen, in OPRA acht Zyklen FOLFOX oder fünf Zyklen CAPOX. Das ist gleichbedeutend mit einer 2,5 Monate längeren Chemotherapie in der OPRA-Studie – ohne das in der Analyse damit ein längeres Überleben assoziiert war. 

Quelle:
Williams H et al. ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium 2025, Abstract 21