Rektumkarzinom: Wer profitiert von einer Radiochemotherapie?

Autor: Friederike Klein

Der Score hilft dabei zu entscheiden, welche Therapie beim Rektumkarzinom die richtige ist. Der Score hilft dabei zu entscheiden, welche Therapie beim Rektumkarzinom die richtige ist. © bilderzwerg – stock.adobe.com

Ein neuer Score hift, Patienten mit Rektumkarzinom, für die sich eine Radiochemotherapie eignet, zu identifizieren. Kombiniert man dazu noch Bildgebung, erfährt man, für wen sich ein Organerhalt eignet.

Der Immunoscore kann bei der Entscheidung helfen, ob das Rezidivrisiko bei einem lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom so niedrig ist, dass eine Watch&Wait-Strategie erwogen werden kann. Das berichtete Professor Dr. Franck Pagés­, Immunologe vom Hôpital Européen George Pompidou in Paris.

Der Immunoscore ist ein standardisierter Immunassay, mit dem man als Maß für das Immuninfiltrat die Dichte der CD4- und CD8-positiven T-Zellen in Tumoren und in seinen invasiven Rändern bestimmt und danach in drei Gruppen einteilt: niedrig, intermediär und hoch immun. Validiert wurde der Score als prognostisches Instrument zur Vorhersage des Rezidivrisikos bei Patienten mit Kolonkarzinom im Stadium I bis III. Wie der Kollege erklärte, ist der Test auch prädiktiv: Menschen mit Darmkrebs im Stadium III und einem hohen Immunoscore, also einer noch hohen Immunantwort auf den Tumor, profitierten unabhängig vom Alter deutlich von einer Chemotherapie.

Radiochemo sinnlos für Menschen mit niedrigem Wert

Die Wissenschaftler übertrugen dieses Wissen auf das Rektumkarzinom im lokal fortgeschrittenen Stadium (T3-T4 oder N+), indem sie den Immuno­score für die initiale Biopsie (ISB) anpassten. In einer multizen­trischen Kohorte mit 386 Patienten war der ISB nicht nur prognostisch, sondern auch prädiktiv: Er konnte den Erfolg der neoadjuvanten Radio­chemotherapie vorhersagen.

ISB war ein unabhängiger Marker für das krankheitsfreie Überleben und dabei signifikant aussagekräftiger als die Bildgebung vor und nach der neo­adjuvanten Behandlung. Patienten mit einem intermediären oder hohen ISB, also einer guten Immunantwort, profitierten von einer neoadjuvanten Radiochemotherapie gut, während Teilnehmer mit einem niedrigen ISB ein hohes Rezidivrisiko hatten und ihnen die Behandlung wenig brachte. In Zukunft sei es von Bedeutung zu untersuchen, welche Chemotherapien immunstimulierend und damit auch bei einem niedrigen ISB wirken, betonte Prof. Pagés.

Wird der ISB mit dem Ansprechen in der Bildgebung nach neoadjuvanter Therapie kombiniert, lassen sich Patienten mit besonders gutem Ansprechen und geringem Rezidivrisiko identifizieren. Bei ihnen können Kollegen auf eine Resektion verzichten, Betroffe profitieren von einer organerhaltenden Behandlung, erklärte der Experte.

Keiner mit hohem ISB entwickelte ein Rezidiv

Das verdeutlichen die Ergebnisse der Watch&Wait-Kohorte der Studie mit 73 Patienten mit einem (fast) kompletten Ansprechen auf die neoadjuvante Radiochemotherapie nach der Bildgebung. 23,3 % dieser Menschen wiesen einen hohen ISB auf. Keiner von ihnen entwickelte über bis zu acht Jahre ein Rezidiv.

Quelle: Pagés F et al. 7th Immunotherapy of Cancer Conference Virtual