Lebertransplantationen in Deutschland Sag mir, wo die Spender sind
Der Mangel an Spenderlebern ist in Deutschland ein großes Problem. Das betonte Prof. Dr. Christian Lange vom Leber Centrum am LMU Klinikum in München. Im Jahr 2022 wurden lediglich 671 Lebern postmortal gespendet. Das ist zu wenig, sagte der Experte.
Das führt hierzulande nicht nur dazu, dass die Wartelisten immer länger werden und Patienten, die dringend eine Transplantation benötigten, keine erhalten. Die geringe Zahl an Spenderorganen sorgt auch dafür,
- dass Organe verwendet werden, deren Qualität nicht optimal ist,
- und dass Patienten in relativ schlechtem Zustand transplantiert werden.
Das spiegelt sich in den Überlebensraten wider. Die sind im internationalen Vergleich relativ schlecht, so Prof. Lange.
Hat ein Patient vor seinem Tod nicht schriftlich oder mündlich seinen Willen in Bezug auf die Organspende erklärt, so müssen nach aktueller Regelung meist die Angehörigen abwägen, ob eine Organspende infrage kommt oder nicht. Und Familienmitglieder entscheiden sich im Zweifel eher gegen eine Entnahme. Eine Widerspruchslösung, wie sie seit einiger Zeit diskutiert wird, würde wahrscheinlich zu einer höheren Zustimmungsrate führen, sagte der Referent.
Eine weitere Möglichkeit, die Zahl der Spenderlebern zu erhöhen, wäre, die Entnahme auch nach zirkulatorischem Tod zu ermöglichen. Derzeit ist dies in Deutschland, anders als in vielen anderen europäischen Ländern (wie Spanien, Belgien oder Frankreich), nur nach irreversiblem Ausfall der Hinfunktionen erlaubt. Zwar gelten Organe nach zirkulatorischem Tod eher als mangelhafte Transplantate. Laut einer aktuellen großen Analyse von Leberspenden nach zirkulatorischem Tod über zehn Jahre hinweg in acht Ländern sind die Transplantationsergebnisse aber insgesamt gut.
Quelle: Kongressbericht 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin