Atopische Dermatitis Schaden Emollienzien mehr, als sie nutzen?

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Baden mit Emollienzien und regelmäßiges Eincremen kann bei Babys das AD-Risiko erhöhen. Baden mit Emollienzien und regelmäßiges Eincremen kann bei Babys das AD-Risiko erhöhen. © Nastya – stock.adobe.com

Wenn für die gestörte Hautbarriere bei der atopischen Dermatitis eine Schlüsselrolle einnimmt, könnte dann der frühe Einsatz von Emollienzien die AD-Manifestation verhindern? Eine Studie zeigt, dass gut gemeintes Vorsorgen evtl. das Gegenteil erreicht.

Die Störung der Hautbarrierefunktion nimmt eine Schlüsselrolle in der Patho­genese der atopischen Dermatitis ein. Bisher war jedoch unklar, ob bei Kleinkindern eine verstärkte Pflege der kutanen Barriere einer Entwicklung der Hauterkrankung vorbeugt. Irische Wissenschaftler untersuchten diesen Effekt retrospektiv in einer großen Geburtskohorte (Babies After SCOPE) innerhalb der ersten zwei Jahre nach Geburt. 

Für 1.505 Babys lagen vollständige Daten zu ihrer atopischen Dermatitis vor. Die Prävalenz der Hauterkrankung betrug bei den sechs Monate alten Teilnehmern 18,6 %, mit einem Jahr lag sie bei 15,2 % und mit 24 Monaten bei 16,5 %. Zu allen Zeitpunkten trugen Kinder, bei denen schon im Alter von zwei Monaten emollienzienhaltige Bäder zum Einsatz kamen, ein deutlich erhöhtes AD-Risiko (Odds Ratio, OR, 2,41). 

Die Multivarianzanalyse des Datensatzes bestätigte die Assoziation. Kinder, die im Alter von zwei Monaten sowohl mit den Pflegemitteln gebadet als auch eingecremt wurden, waren stärker AD-gefährdet als Altersgenossen ohne diese Anwendungen. 

Für Kinder im Alter von einem halben Jahr lag die OR bei 1,74, bei Einjährigen betrug sie 2,59 und bei Zweijährigen 1,87, schreiben Cathal O’Connor von der Universität Cork und Kollegen. Sie folgern daraus, dass das frühe Baden mit Emollienzien mit einem erhöhten AD-Risiko verbunden zu sein scheint. Dass Eltern schon so früh zu Emollienzien griffen, könnte zwar auf erste Anzeichen einer AD zurückzuführen sein, allerdings habe man das Auftreten eines „juckenden Erythems“ und ein hoher TEWL als AD-Anzeichen in der Auswertung berücksichtigt.

Quelle: O’Connor C et al. Pediatr Allergy Immunol 2023; 34: e13998; DOI: 10.1111/pai.13998