Atopische Dermatitis Mikrokosmos Babyhaut

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die atopische Dermatitis (AD) beginnt meist früh im Kindesalter. Die atopische Dermatitis (AD) beginnt meist früh im Kindesalter. © Юля Шевцова – stock.adobe.com

Die Weichen für eine atopische Dermatitis werden wohl schon im Säuglingsalter gestellt. Vermutet wird ein Einfluss des Hautmikrobioms, für das nicht der Geburtsmodus eine Rolle spielt, sondern welches sich in den ersten Lebensmonaten auch ständig verändert.

Etwa jeder fünfte Mensch weltweit leidet an einer atopischen Dermatitis (AD). Neben gestörter Hautbarriere und inflammatorischen Veränderungen zeichnet sich die Erkrankung durch eine mikrobielle Fehlbesiedelung der Läsionen aus. Sie beginnt meist früh im Kindesalter, die Weichen werden möglicherweise schon in der Säuglingszeit gestellt, berichten Dr. Alexis­ Rapin­, Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), und Kollegen. 

Das Team analysierte die Hautmikrobiome von 346 in Norwegen geborenen Kindern während ihres ersten Lebensjahres. Hautabstriche vom lateralen Oberarm erfolgten am Tag nach der Geburt sowie im Alter von drei, sechs und zwölf Monaten. Die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft analysierten die Forschenden mittels 16S-rRNA-Sequenzierung. Weiterhin hatte man den transepidermalen Wasserverlust an den Abstricharealen sowie die Haut klinisch im Hinblick auf entzündliche Veränderungen und Barrierefunktion untersucht.

Im Verlauf des ersten Lebensjahres kam es sowohl hinsichtlich der Zusammensetzung als auch der Diversität der Hautbewohner zu dramatischen Veränderungen. Beispielsweise nahm der Anteil der nach der Geburt zunächst reichlich vorhandenen Taxa Burkholderiaceae, Staphylococcus sowie Lactobacillus (Überbleibsel des vaginalen Mikrobioms) im Verlauf ab. Andere kolonisierende Spezies (Streptococcus, Veillonella, Enhydrobacter aerosaccus) kamen hingegen dazu. 

Das postnatale Mikrobiom hing dabei stark vom Geburtsmodus – Vaginalgeburt, Wassergeburt, Sectio – ab. Umgebungsfaktoren wie Geburtsort, Haustierkontakt der Mutter, Allergievorbelastung der Eltern sowie Stillen beeinflussten das kutane Mikrobiom der Säuglinge ebenfalls. Die Forschenden wiesen zudem eine signifikante Assoziation zwischen der Zusammensetzung der Hautflora und der Integrität der Hautbarriere sowie trockener Haut, Nahrungsmittelallergien und der AD nach.

Die Ausbildung des Immunsys­tems und damit auch das Allergierisiko hängen ganz wesentlich von der bakteriellen Kolonisierung der Haut innerhalb des ersten Lebensjahres ab, vermuten Dr. Rapin und Kollegen. Hier böten sich möglicherweise Ansatzpunkte für Präventionsstrategien.

Quelle: Rapin A et al. Allergy 2023; DOI: 10.1111/all.15671