Lebermetastasen Schnellere Erholung, spätere Rezidive – doch keine Langzeiterfolge
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Definition der Resektabilität für Krebsarten mit Leberbeteiligung deutlich verändert. Das liegt unter anderem an Fortschritten in der systemischen Therapie und minimal-invasiven Techniken, erklärte Dr. Robert S. Fichtinger von der Universitätsklinik in Maastricht. Zudem haben Programme zur rascheren Rekonvaleszenz eine schnellere Erholung von Eingriffen ermöglicht.
In der multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie ORANGE II PLUS untersuchte die Studiengruppe um Dr. Fichtinger, ob sich Patienten früher von einer laparoskopischen als von einer offenen Hemihepatektomie erholen.1 Primär wurde analysiert, wie lange die Zeit von der OP bis zur funktionellen Erholung dauerte (Definition siehe Kasten). Außerdem wurde u.a. die Zeit von der OP bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus dokumentiert.
Definition der funktionellen Erholung
- Tolerieren fester Nahrung
- Beendigung intravenöser Flüssigkeitsgaben
- ausschließlich orale Analgesie
- Mobilisierung bis zu einem Niveau vor der OP
- Normalisierung der Werte von INR, ALT, AST und Bilirubin
ERAS-Programm nicht an allen Kliniken etabliert
Die Laparoskopie dauerte im Median 56 Minuten länger als die offene OP. Der Blutverlust war in beiden Gruppen ähnlich, aber in 28 Fällen (17 %) musste doch eine Konversion vom laparoskopischen zum offenen Eingriff erfolgen. Komplikationen traten insgesamt in beiden Gruppen etwa gleich oft auf. Auch das onkologische Ergebnis fiel in Hinblick auf Häufigkeiten der R1-Resektion, Rezidive und Leberrezidive bei Malignomen ähnlich aus. Im Drei-Jahres-Gesamtüberleben ließ sich kein Unterschied erkennen und das mediane krankheitsfreie Überleben lag in beiden Gruppen bei 24 Monaten. Die Entscheidung zu einer laparoskopischen Leberteilresektion sollte im Alltag allerdings abhängig von der Erfahrung der Operateure getroffen werden, ergänzte Dr. Fichtinger: Die Lernkurve benötige 55 Eingriffe bis zu einem guten Ergebnis, die OP sollte daher erfahrenen Zentren vorbehalten bleiben. Einen anderen Ansatz zur Behandlung von Lebermetastasen speziell beim CRC untersuchten die Autoren der Phase-3-Studie EPOCH, deren Ergebnisse Professorin Dr. Mary Mulcahy von der Northwestern University in Chicago berichtete.3 Die transarterielle Radioembolisierung (TARE) mit Yttrium-90 Glas-Mikrosphären (Y-90) sollte eine selektive Radiotherapie mit Beta-Strahlen aussendenden Partikeln ermöglichen. Diese gelangten durch die hepatische Vaskulatur in die Tumor-versorgenden Gefäße. In der EPOCH-Studie wurden randomisiert 215 Patienten mit CRC und Lebermetastasen, die nach einer Erstlinie einen Progress erlitten hatten, mit dieser Methode zusätzlich zur systemischen Chemotherapie behandelt. Die Kontrollgruppe von 213 Patienten wurde mit einer Chemotherapie versorgt. In beiden Armen konnten die Betroffenen zusätzlich eine zielgerichtete Therapie erhalten. Primäre Endpunkte der Studie waren das PFS sowie das hepatische PFS (hPFS). Das mediane PFS lag mit der Y-90-Therapie bei 8,0 Monaten, im Kontrollarm bei 7,2 Monaten. Der Unterschied war signifikant (HR 0,69; 95%-KI 0,54–0,88; p = 0,0013). Nach zwölf Monaten blieben 25,8 % der Patienten der Y-90-Gruppe und 13,2 % der Kontrollgruppe ohne Progress. Nach 18 Monaten waren es noch 16,7 % vs. 1,8 %. Bezogen auf das hPFS ergab sich ein ähnlicher Vorteil zugunsten der Y-90-Kombination (HR 0,59; 95%-KI 0,46–0,77; p < 0,0001). In einer Subgruppenanalyse schienen insbesondere Patienten mit folgenden Merkmalen zu profitieren:- einer KRAS-Mutation n einer hepatischen Tumorlast von ≥10 % bis 25 %
- weniger als drei hepatischen Tumorherden
- einem linksseitigen Primärtumor
- einer zusätzlichen Behandlung mit einem Biologikum
Quellen:
1. Fichtinger R.S. ESMO Congress 2021; Abstract 384O
2. Grünberger T. ESMO Congress 2021; Discussant LBA21 and 384O
3. Mulcahy M. ESMO Congress 2021; Abstract LBA21