Metastasierte kolorektale Tumoren – längeres Überleben für Kaffeetrinker

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Bei einer progressionshemmenden Wirkung von Kaffee spielt vermutlich nicht nur das Koffein eine Rolle. Bei einer progressionshemmenden Wirkung von Kaffee spielt vermutlich nicht nur das Koffein eine Rolle. © nerudol – stock.adobe.com

Immer mehr Untersuchungen zeigen: Kaffee ist gesund. Nicht nur bei Diabetes, auch bei weit fortgeschrittenen Tumoren könnten sich positive Effekte zeigen.

Immer mehr Untersuchungen zeigen: Kaffee ist gesund. So erkranken laut einer Übersichtsarbeit Kaffeetrinker seltener an Dia­betes. Auch bösartige Tumoren wie Leber- und Endometriumkarzinom werden durch den Konsum unwahrscheinlicher, schreiben Dr. Erikka­ Loftfield­ von der Division of Cancer Epidemiology and Genetics am National Cancer Institute in Rockville und Kollegen.

Möglicherweise zeigt das Getränk sogar bei weit fortgeschrittenen Tumoren positive Effekte. Das legen zumindest aktuelle Ergebnisse nahe, die das Team um Christopher­ Mackintosh­ von der Mayo Clinic School of Medicine in Rochester publiziert hat. Die Wissenschaftler untersuchten fast 1200 Patienten mit lokal inoperablem oder, bei knapp 98 % von ihnen, metastasiertem kolorektalem Karzinom.

Die Kranken nahmen an einer Studie teil, die die Wirkung zweier monoklonaler Antikörper als Zusatz zu einer Standardchemotherapie untersuchen sollte. In diesem Rahmen hatten sie vor Behandlungsbeginn einen Fragebogen zu ihren Ernährungsgewohnheiten in den zurückliegenden 90 Tagen ausgefüllt.

Nun fanden die Forscher heraus, dass bei regelmäßigen Kaffeetrinkern die progressionsfreie und die Gesamtüberlebenszeit deutlich länger waren als bei Nichttrinkern. Dabei konnten sie eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zeigen: Am stärksten profitierten Personen, die mehr als vier Tassen pro Tag zu sich nahmen – sie lebten im Schnitt acht Monate länger als die kaffeefreie Kontrollgruppe (39 vs. 31 Monate). Ähnliches galt, wenn auch abgeschwächt, für die Zeit, in der kein weiteres Wachstum der Tumoren nachweisbar war.

Offensichtlich ist dafür nicht nur das Koffein verantwortlich, denn die Ergebnisse galten in ähnlichem Maß für den Konsum von entkoffeiniertem Kaffee. Die tägliche Koffeinzufuhr zeigte keinerlei Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf. Die Bohnen enthalten verschiedene weitere Substanzen, denen man antientzündliche und antioxidative Eigenschaften zuschreibt. Außerdem verbessert das Genussmittel die Insulinempfindlichkeit der Zellen und verkürzt die Transitzeit im Darm. Mögliche Karzinogene wirken also weniger lange auf die Schleimhaut, ergänzen Dr. Loftfield und ihre Kollegen. Es bestehe weiterer Forschungsbedarf.

Das betont auch Professor Dr. Kimmie­ Ng vom Dana-Farber Cancer Institute, Seniorautorin der Studie, in einer Pressemitteilung. „Es wäre sicher voreilig, große Mengen Kaffee nun als einfache Behandlung für Darmkrebspatienten zu empfehlen“, warnt die Ärztin. Zunächst müsse man prüfen, ob tatsächlich ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Getränk und den Tumorparametern bestehe – und auf welche Inhaltsstoffe dieser zurückgehe.

Quellen
1. Loftfield E et al. JAMA Oncol 2020; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.3313
2. Mackintosh C et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.3938
3. Pressemitteilung Dana-Farber Cancer­Institute