Streptokokken auf Abwegen Schnelles Handeln bei primärer Peritonitis kann lebensrettend sein

Autor: Dr. Vera Seifert

Die bakteriologische Untersuchung und die Blutkulturen aus Abstrichmaterial ergaben betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Die bakteriologische Untersuchung und die Blutkulturen aus Abstrichmaterial ergaben betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A. © Andrii - stock.adobe.com

Durchfälle, starke Bauchschmerzen und Fieber führten eine Patientin ins Krankenhaus. Eine CT des Abdomens sowie die anschließende Laparoskopie offenbarten den Grund für den kritischen Zustand der Frau. 

Seit sieben Tagen litt eine 59-jährige Frau unter Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie starken Unterbauchschmerzen und Fieber. Die Anamnese lieferte keine Erklärung für ihren erheblich reduzierten Allgemeinzustand. Das Abdomen war gebläht, Darmgeräusche fehlten und es bestand eine generalisierte Abwehrspannung, berichten Tomas Marin Cuartas und Kollegen von der HELIOS Klinik Attendorn. In der Sonografie ließen sich erweiterte Dünndarmschlingen ohne Peristaltik und freie Flüssigkeit darstellen. Die CT zeigte einen massiven Aszites und Zeichen einer Peritonitis, vor allem im kleinen Becken und Unterbauch. Hinweise auf Darmperforationen, eine Divertikulitis, Appendizitis oder Erkrankungen von Uterus oder Adnexen fand man nicht. Auch freie Luft war nicht nachweisbar. Wegen der Zeichen eines akuten Abdomens, des schlechten Zustands der Patientin sowie stark erhöhten Entzündungsparametern (16.790 Leukozyten/µl, CRP: 539 mg/l) entschied man sich für eine explorative Laparoskopie. Den Chirurgen offenbarte sich hierbei eine diffuse eitrige Peritonitis in allen vier Quadranten der Bauchhöhle. Eine Ursache im Sinne einer sekundären Peritonitis, z. B. durch Perforation eines Bauchorgans, war nicht zu entdecken.

Nach ausgiebiger Lavage und Drainage des Abdomens wurde die Patientin intensivmedizinisch betreut. Die bakteriologische Untersuchung und die Blutkulturen aus Abstrichmaterial ergaben betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Somit stand die Diagnose fest: Primäre spontane bakterielle Peritonitis (SBP). Die Frau erhielt eine antibiotische Behandlung. Nachdem sie auf der Intensivstation ein akutes Lungen-, Nieren- und Leberversagen erlitten hatte, erholte sie sich im Laufe der Therapie und konnte 20 Tage nach der Laparoskopie entlassen werden.

A-Streptokokken findet man häufig als Erreger von Pharyngitis, Impetigo, Erysipel und nekrotisierender Fasziitis. Die primäre SBP ohne Nachweis einer Infektionsquelle dagegen kommt sehr selten vor, schreibt das Autorentrio. Sie macht nur 1 % aller Peritonitisfälle aus. Meist trifft sie Menschen mit Autoimmunstörungen oder chronischen Nieren- bzw. Lebererkrankungen. Möglicherweise kommt es dabei zu einer Translokation von Enterobakterien aus dem Darm, einer Inokulation aus dem Urogenitaltrakt oder einer Verbreitung über Blut bzw. Lymphe. Da das Krankheitsbild vor allem Frauen heimsucht, hat man die weiblichen Geschlechtsorgane als Infektionsweg im Verdacht. Das Streptokokken-assoziierte toxische Schock-Syndrom als mögliche Folge einer spontanen bakteriellen Peritonitis ist gefährlich – 25 % der Patientinnen und Patienten sterben daran. Daher muss bei Verdacht auf SBP sofort eine Breitbandantibiotikatherapie eingeleitet werden, bevorzugt mit Clindamycin und Betalactam-Antibiotika. Die Kulturergebnisse sollte man nicht abwarten.

Quelle: Cuartas A et al. Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 44-47; DOI: 10.1055/a-2418-2842