Schritt von der E-Zigarette zum Tabak bei Jugendlichen oft vorprogrammiert
Elektronische Zigaretten (E-Zigaretten*) sind batteriebetriebene Vorrichtungen, bei denen durch Erhitzung aus nikotinhaltigen Flüssigkeiten ein Aerosol produziert wird, das der Benutzer dann inhaliert. Bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren hat im Jahr 2014 in den USA der Gebrauch von E-Zigaretten den von konventionellen Zigaretten zahlenmäßig überschritten. Im Jahr 2016 sollen 11,3 % aller Highschool-Studenten und 4,3 % aller Mittelschüler E-Zigaretten benutzt haben, wobei ein nicht unerheblicher Teil daneben auch normale Zigaretten rauchte.
Die Befürchtung besteht, dass E-Zigaretten eine Art „Einstiegsdroge“ sind, mit denen eine Nikotinabhängigkeit erzeugt und der Benutzer dann zum Rauchen konventioneller Tabakprodukte animiert wird. Beweisen lässt sich dies aber bislang aufgrund widersprüchlicher Ergebnisse und methodischer Probleme der betreffenden Erhebungen nicht.
Analyse in zwei Wellen
In den USA wurde in den letzten Jahren die populationsbasierte PATH-Studie (Population Assessment of Tobacco and Health) durchgeführt, in der auch eine Kohorte von fast 12 000 Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren befragt wurde. Die Befragung wurde in zwei Wellen (W1: 2013–2014; W2: 2014–2015) durchgeführt und hob in erster Linie auf den Gebrauch von konventionellen oder E-Zigaretten während der zurückliegenden 30 Tage ab. In einer Analyse wurden beide Wellen mithilfe ausgefeilter statistischer Methoden miteinander verglichen.
Bezüglich des konventionellen Rauchens zeigte sich, dass das Verhalten mehrheitlich längerfristig beibehalten wird: 69,3 % aller Probanden, die in W1 in den vergangenen 30 Tagen geraucht hatten, taten dies auch in W2 noch. Beim Konsum von E-Zigaretten galt das nur für 42,4 % aller Befragten. Bei Probanden, die in W1 nur E-Zigaretten, aber niemals konventionelle Zigaretten benutzt hatten, war in einem statistischen Modell, in dem mithilfe des Propensity-Score-Matchings der Einfluss anderer Faktoren minimiert wurde, das Risiko für normales Rauchen in W2 mehr als verdreifacht (adjustierte Odds Ratio 3,21; 95%-KI 1,95–5,45; p < 0,001).
Prävention auch bei E-Zigaretten gefordert
Diese Beobachtung war dosisabhängig: Probanden, die in W1 höchstens fünf Tage lang E-Zigaretten konsumiert hatten, zeigten eine Abnahme der Wahrscheinlichkeit, in W2 „richtig“ zu rauchen (n = 256; b = -2,64; 95%-KI -4,96 bis -0,32; p = 0,03), bei sechs oder mehr Tagen E-Zigaretten-Benutzung in W1 war diese Abnahme nicht mehr zu erkennen (n = 102; b = 3,24; 95%-KI -079 bis 7,27; p = 0,11).
Der Umgang mit E-Zigaretten beeinflusse also in einer dosisabhängigen Weise das spätere Rauchverhalten und scheine Jugendlichen den Griff zur konventionellen Zigarette zu erleichtern. E-Zigaretten sollten dementsprechend ebenso wie normale Tabakwaren Eingang in Präventionsprogramme für Jugendliche finden, lautet das Fazit der Autoren.
Tabakaußenwerbeverbot bald auch in Deutschland?
Quelle: DANK-Pressemitteilung
* Unter dem Begriff werden E-Zigarren, E-Pfeifen und E-Wasserpfeifen mit eingeschlossen
Quelle: Stanton CA et al. J Natl Cancer Inst 2019