Multiple Sklerose Serumspiegel von Neurofilament Light Chain erlaubt Vorhersagen zum Krankheitsverlauf

Autor: Michael Brendler

Verschlechterungen der Erkrankung könnten sich durch den NfL-Spiegel bereits weit im Voraus prognostizieren lassen. Verschlechterungen der Erkrankung könnten sich durch den NfL-Spiegel bereits weit im Voraus prognostizieren lassen. © Artify – stock.adobe.com

Moderne Medikamente für Patienten mit Multipler Sklerose (MS) führen zwar durchaus dazu, dass die Zahl der Krankheitsschübe abnimmt und die Progression verlangsamt wird. Stoppen können sie die MS jedoch bislang nicht.

Ein Grund dafür könnte sein, dass die Mechanismen, die hinter dem Voranschreiten der Erkrankung stecken, bislang nur unvollständig verstanden sind, ­schreiben Dr. ­Ahmed ­Abdelhak vom Weill Institute for Neurosciences der University of California und Kollegen. Biomarker, die den Verlauf der Progression vorhersagen, könnten nicht nur neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie der Multiplen Sklerose liefern, sondern auch der Schlüssel für neue Therapiekonzepte sein, hoffen die Forscher. 

Ein solcher Kandidat ist Neurofilament Light Chain (NfL). Ansteigende Serumspiegel dieses Proteins weisen auf neuroaxonale Schädigungen hin und korrelieren zudem mit der Krankheitsaktivität und dem Therapieerfolg bei Multipler Sklerose. 

NfL-Spiegel von mehr als 2.000 Patienten verglichen

Dr. Abdelhak und Kollegen überprüften diese These in einer Kohortenstudie. Sie verglichen die NfL-Spiegel von fast 2.000 Patienten, die bei Arztbesuchen vor und zum Zeitpunkt der Diagnose eines MS-Schubs erhoben wurden. Dazu nutzten sie die Daten von zwei großen Kohortenstudien aus Kalifornien und der Schweiz.

Die Autoren konnten belegen, dass sich anhand der Proteinwerte eine weitere Verschlechterung bereits ein Jahr im Voraus prognostizieren lässt – bei Krankheitsverläufen, die schubförmig voranschreiten. Für die andere Hauptgruppe der Patienten, bei denen die Beeinträchtigungen ohne erkennbaren Schub zunahmen, fanden sich in den NfL-Werten sogar schon bis zu zwei Jahre vor Einsetzen der merklichen Progression Hinweise auf den zu erwartenden Krankheitsverlauf. 

Die Studienergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Proteins als früher Biomarker für eine Krankheitsverschlechterung, so die Autoren. Zudem deuten sie darauf hin, dass schon lange vor diesem Schritt die neuroaxonale Pathologie langsam voranschreite. Sie hoffen, dass dieses Wissen den Grundstein für zukünftige Therapiestrategien legt.

Quelle: Abdelhak A et al. JAMA Neurol 2023; 80: 1317-1325; DOI: 10.1001/jamaneurol.2023.3997