Feinstaub Sicheren Schwellenwert gibt es wohl nicht
Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 µm sind klein genug, um bis tief in die Lunge vorzudringen. Von dort können sie in die Blutbahn gelangen und zu einer Reihe von kardiovaskulären und respiratorischen Problemen führen.
Wie viele Partikel müssen überhaupt in der Luft sein, damit gesundheitliche Probleme entstehen können? Die WHO gibt in Leitlinien zur Luftqualität einen Richtwert zur Feinstaubbelastung von 15 µg/m3 an. Wissenschaftler aus Boston und China haben den Effekt von unterschiedlichen Konzentrationen an Feinstaubpartikeln in der Luft auf den Menschen untersucht.
In ihren Studien zogen sie die Versichertendaten von über 50 Millionen Menschen heran. In der US-Studie1 konnte man bei zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit einem Anstieg der Feinstaubwerte um 10 µg/m3 ein um 0,91 % erhöhtes relatives Risiko für einen Krankenhausaufenthalt wegen kardiovaskulärer oder respiratorischer Erkrankungen registrieren. Dies war der Fall bei über 65-Jährigen. 50- bis 64-Jährige hatten ein um 1,34 % erhöhtes relatives Risiko, wegen einer Atemwegserkrankung in die Notaufnahme eingeliefert zu werden.
Die chinesische Studie2 mit einer längeren Beobachtungszeit von drei Jahren zeigte, dass selbst Konzentrationen von 9–10 µg/m3 ausreichen, um die Wahrscheinlichkeit für verschiedene kardiovaskuläre Erkrankungen zu erhöhen. Studienteilnehmer ab 65 Jahren hatten ein um 29 % erhöhtes relatives Risiko für Herzinsuffizienz, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Kardiomyopathien, Aortenaneurysmen, koronare Herzerkrankungen sowie Arrhythmien.
Das absolute Risiko, aufgrund eines Mix der genannten Erkrankungen im Krankenhaus zu landen, erhöhte sich für die älteren Menschen von 2,59 % bei Feinstaubkonzentrationen von ≤ 5 µg/m3 auf 3,35 % bei 9-10 µg/m3.
Trotz der WHO-Richtlinien existiert anscheinend kein wirklich „gesunder“ Schwellenwert in Bezug auf Feinstaubkonzentrationen. Die Wissenschaftler raten, wenigstens die WHO-Grenzwerte einzuhalten.
Quelle: 1. Sun Y et al. theBMJ 2024; 384:e076322 DOI: 10.1136/bmj-2023-076322
2. Wei Y et al. theBMJ 2024; 384:e076939 DOI: 10.1136/bmj-2023-076939