Schlag durch Sjögren Sjögrensyndrom erhöht das Risiko für frühzeitigen Apoplex
Der primäre Morbus Sjögren (pSS) erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Und das offenbar schon in jüngeren Jahren, wie eine Arbeitsgruppe um Sonja Beider von der Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), herausgefunden hat. Initiiert wurde die Studie aufgrund von Hinweisen aus der eigenen MHH-Ambulanz, die eine Verbindung zwischen frühzeitigem Apoplex und der Autoimmunerkrankung nahelegten.
Von August 2018 bis September 2023 wurden 548 Sjögren-Erkrankte und weitere 560 Menschen mit Hirninfarkt in die Untersuchung eingeschlossen. Für die Analyse bildeten die Forschenden drei Gruppen: Sjögren-Betroffene, die mindestens ein zerebrovaskuläres Ereignis in der Vorgeschichte hatten (pSS-Apoplex, n = 37), und zwei Propensity-score-gematchte Kontrollgruppen. Diese bestanden aus Sjögren-Erkrankten, die bisher noch keinen Schlaganfall erlitten hatten (pSS), sowie Apoplexpatientinnen und -patienten ohne Morbus Sjögren (Neuro-KG).
Männer mit und ohne Sjögren häufiger betroffen
Menschen mit Morbus Sjögren hatten ihren Schlaganfall deutlich früher erlitten als Personen, die nicht an der Autoimmunerkrankung litten: Das mediane Alter beim Auftreten eines Apoplex lag mit 53 Jahren in der pSS-Apoplex-Gruppe signifikant niedriger als in der Neuro-KG (60 Jahre). Schlaganfälle in einem Alter unter 40 Jahren traten bei 18,9 % der pSS-Apoplex-Gruppe und bei 5,4 % der Neuro-KG auf. Der Anteil der Ereignisse, die zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auftraten, betrug 21,6 % in der Sjögren-Apoplex-Gruppe und 15,3 % bei den Neuro-Kontrollen. In beiden Gruppen mit Schlaganfall waren relativ mehr Männer als in der Gruppe der apoplexfreien Sjögrenpatientinnen und -patienten (35,1 % pSS-Apoplex, 46,8 % Neuro-KG und 17,1 % pSS).
Beim Vergleich der beiden Sjögrengruppen mit und ohne Apoplex fiel auf, dass diejenigen mit Schlaganfall signifikant häufiger einen ESSDAI-Score ≥ 5 aufwiesen. Auch ihr Score zur Erfassung von Schmerzen lag höher, und passend zu den neurologischen Manifestationen lagen bei den pSS-Apoplex-Betroffenen häufiger Polyneuropathien und Vaskulitiden vor.
Teilnehmende in der pSS-Gruppe ohne zerebrovaskuläre Ereignisse litten seltener unter einem arteriellen Hypertonus und tendenziell auch seltener an einer Hypercholesterinämie als in den beiden Schlaganfallgruppen. Die pSS-Apoplex-Gruppe und die Neuro-KG-Gruppe unterschieden sich bei den Prävalenzen kardiovaskulärer Risikofaktoren wiederum kaum. Dies und das signifikant frühere Auftreten der Ereignisse bei Sjögren-Betroffenen lassen vermuten, dass bei der Pathogenese der Schlaganfälle autoimmun-entzündliche Prozesse eine Rolle spielen.
Unter den Sjögrenpatientinnen und -patienten mit Apoplex erlitten 48,6 % diesen schon vor der Diagnose der Autoimmunerkrankung. Bei ihnen war die Diagnose häufig verzögert, obgleich schon frühzeitig Sicca-Symptome vorgelegen hatten. Vor allem bei jüngeren Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall sollte aufgrund dieser Ergebnisse ein Screening auf Morbus Sjögren erfolgen, rät das Autorenteam.
Quelle: DGRh 2024, Abstract VK.05; DOI: 10.3205/24dgrh194