Erhöhtes Lymphomrisiko? Neue Subgruppen beim Sjögren-Syndrom ermöglichen Prognose

Autor: Alexandra Simbrich

Die neue Einteilung weist auf verschiedene zugrunde liegende pathophysiologische Mechanismen hin und könnte künftig bei der Stratifizierung von Patienten in Therapiestudien hilfreich sein. Die neue Einteilung weist auf verschiedene zugrunde liegende pathophysiologische Mechanismen hin und könnte künftig bei der Stratifizierung von Patienten in Therapiestudien hilfreich sein. © David A Litman – stock.adobe.com

Patienten mit einem Sjögren-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko, ein Lymphom zu entwickeln. Wie hoch dies ist, hängt von neu definierten Subgruppen ab.

Ein breites Spektrum an klinischen und systemischen Manifestationen macht das Sjögren-Syndrom zu einer heterogenen Erkrankung. Zudem ist das Risiko für ein B-Zell-Lymphom etwa 15-fach erhöht, ­schreiben Prof. Dr. Yann Nguyen vom Assistance Publique-Hôpitaux de Paris und Kollegen. Bisher wurden die Patienten nur sym­ptombasiert klassifiziert. Die Autoren wollten daher neue Subgruppen identifizieren und vergleichen, ob sich deren Prognose untrscheidet. Hierzu schlossen sie 534 Patienten aus der Querschnittskohorte Paris-Saclay und 395 Patienten aus der prospektiven ASSESS*-Kohorte in die Studie ein. Alle Personen erfüllten die AECG**-Diagnosekriterien von 2002. 

Anhand von 26 Variablen identifizierten die Forscher innerhalb der Paris-Saclay-Kohorte Subgruppen. Diese validierten sie anhand der ASSESS-Kohorte und verglichen sie im Hinblick darauf, wie sich – gemessen mit ESSDAI und ESSPRI – die Krankheitsaktivität und die Symptome veränderten. Als akzeptabler Symptomzustand galt ein ESSPRI-Score von < 5. Zudem analysierten sie, wie oft sich ein Lymphom manifestierte.

In beiden Kohorten identifizierte das Team drei Subgruppen: 

  • Subgruppe 1 umfasste Patienten mit geringer Symptombelastung und aktiver B-Zell-Erkrankung, 
  • Subgruppe 2 enthielt Personen mit hoher systemischer Krankheitsaktivität und 
  • Patienten in Subgruppe 3 hatten eine geringe systemische Krankheitsaktivität, aber eine hohe subjektive Belastung durch ihre Symptome.

In der ASSESS-Kohorte hatten sich in Subgruppe 1 nach fünf Jahren sowohl die Krankheitsaktivität als auch die Symptome signifikant verschlechtert: In Monat 60 wiesen 36 % der Patienten gegenüber 49 % bei Studieneinschluss einen ESSPRI-Score von < 5 auf. Lymphome traten ausschließlich in Subgruppe 1 (3 %) und 2 (4 %) neu auf, wobei sie sich in Subgruppe 1 im Median nach 70 Monaten und damit später als in Subgruppe 2 (median 23 Monate) manifestierten. Die schlechteste Prognose bzgl. der Entwicklung von Lymphomen hatten damit die Patienten mit hoher systemischer Krankheitsaktivität (Subgruppe 2), schreiben die Autoren. Das spiegelte sich auch in den Daten der Paris-Saclay-Kohorte: Dort hatten drei (13 %) Patienten in Subgruppe 1, 19 (79 %) in Subgruppe 2 und zwei (8 %) Personen in Subgruppe 3 ein Lymphom in der Vorgeschichte. 

Die neue Einteilung korrelierte nicht mit der früheren symptombasierten Klassifizierung. Nach Ansicht der Autoren weist sie auf verschiedene zugrunde liegende pathophysiologische Mechanismen hin und könnte künftig bei der Stratifizierung von Patienten in Therapiestudien hilfreich sein.

* Assessment of Systemic Signs and Evolution of Sjögren’s Syndrome

** American-European Consensus Group

Quelle: Nguyen Y et al. Lancet Rheumatol 2024; 6: e216-e225; DOI: 10.1016/S2665-9913(23)00340-5