Sorgt Tofu für weniger kardiovaskuläre Ereignisse?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Wer mindestens einmal pro Woche Tofu isst, tut seinem Herz etwas Gutes. Wer mindestens einmal pro Woche Tofu isst, tut seinem Herz etwas Gutes. © yuliiaholovchenko – stock.adobe.com

Fleischliebhaber sollten doch noch einmal über eine Ernährungsumstellung nachdenken. Das wöchentliche Tofugericht führt nämlich scheinbar zu weniger Herztoden.

Ein Blick in die USA verdeutlicht, wie sehr die Meinungen von Experten zum Thema Soja auseinander gehen. Während z.B. die US-amerikanische Food and Drug Administration von einer protektiven Wirkung der darin enthaltenen Isoflavone ausgeht, adressiert die American Heart Association solche Effekte auf andere Inhaltsstoffe, etwa auf mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe. Ob der Verzehr von Sojaprodukten die Anzahl koronarer Erkrankungen reduziert, untersuchte nun ein Team um Dr. Le­ Ma­ von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston.

Dazu hatten sich die Forscher das Ernährungsverhalten von drei US-amerikanischen Studienkohorten angeschaut: einer Gruppe mit mehr als 74 000 Damen im Alter von 30–55 Jahren, einer zweiten Gruppe mit rund 94 000 jüngeren Frauen zwischen 25 und 42 Jahren sowie einem Kollektiv von mehr als 42 000 Männern (40–75 Jahre).

Mehrmals pro Woche Tofu essen senkt Infarktrisiko um 18 %

Zum Beginn der einzelnen Langzeit­untersuchungen hatte keiner der Teilnehmer an kardiovaskulären oder onkologischen Krankheiten gelitten. Primäres Augenmerk der Kollegen lag auf dem mutmaßlichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Isoflavonen und dem späteren Auftreten koronarer Erkrankungen.

Wie sich zeigte, war es bei Personen um 13 % seltener zu kardiovaskulären Ereignissen gekommen, wenn sie höhere Mengen an Isoflavonen verzehrt hatten (median 2,31–1,43 mg/d), verglichen mit sehr geringen Mengen (0,11–0,18 mg/d). Diese Risikoreduktion konnten die Forscher vor allem auf den häufigen Verzehr von Tofu zurückführen. Wer mehr als einmal pro Woche zum veganen Fleischersatz griff, reduzierte sein Infarktrisiko um 18 % im Vergleich zu einem gelegentlichen Verzehr von weniger als einmal im Monat (-12 %). Für Sojamilch fand sich kein Effekt – vermutlich aufgrund deren starker industrieller Verarbeitung und Zuckerzugabe.

Angesichts der strukturellen Ähnlichkeit zwischen Isoflavonen und Östrogenen interessierte die Forscher zudem, ob Frauen rund um die Wechseljahre einen Vorteil aus Tofu und Co. ziehen könnten. Tatsächlich zeigte sich, dass jüngere Frauen vor der letzten Blutung sowie postmenopausale Damen, die keine Hormontherapie erhalten hatten, profitierten. In beiden Gruppen war das wöchentliche Tofugericht mit deutlich weniger kardiovaskulären Ereignissen assoziiert.

Isoflavonreiche Lebensmittel schützen also womöglich in mäßigem Umfang vor koronaren Herzkrankheiten, schlussfolgern die Experten. Sie halten die Effekte für biologisch plausibel, fordern jedoch weitere Studien, um die Beobachtungen genauer differenzieren und bestätigen zu können.

Quelle: Ma L et al. Circulation 2020; DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.119.041306