Wie gesund ist Soja?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das japanische Bohnengericht Natto könnte unsere Gesundheit positiv beeinflussen. Das japanische Bohnengericht Natto könnte unsere Gesundheit positiv beeinflussen. © iStock/byryo

Soja interessiert Sie nicht die Bohne? Vielleicht zu Unrecht. Denn zumindest im fermentierten Zustand scheint die asiatische Hülsenfrucht gesundheitliche Vorteile zu bringen.

Die Sojabohne ist seit jeher ein fester Bestandteil des japanischen Speiseplans, erklären Ryoko Katagiri vom National Cancer Centre in Tokyo und ihre Kollegen. Neben den unvergorenen Zubereitungsformen wie Tofu sind insbesondere durch mikrobielle Gärungsprozesse hergestellte Lebensmittel wie Natto, ein fädenziehenes Bohnengericht, sowie Miso, eine durch Fermentation entstandene Sojapaste, sehr beliebt. Sojaprodukte gelten als gesund, da sie reich an Proteinen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren sind. In fermentierter Form verlängern sie möglicherweise sogar das Leben. Darauf weisen zumindest die Studienergebnisse der Forscher aus Japan hin.

Liegt das Geheimnis in der Fermentation?

Sie haben untersucht, inwiefern sich der Sojakonsum insgesamt bzw. der Konsum vergorener Produkte auf die Lebenserwartung der Bevölkerung auswirken. Dafür haben sie die Daten von rund 93 000 Japanern im Alter zwischen 45 und 74 Jahren analysiert, die Anfang der 1990er-Jahre an einer prospektiven Studie teilgenommen hatten und regelmäßig zu ihren Ernährungsgewohnheiten, ihrem Lebensstil sowie zu ihrer Gesundheit befragt worden waren.

Nach einer Nachbeobachtungszeit von rund 15 Jahren zeigte sich: Personen, die häufig fermentierte Sojaprodukte verzehrten, hatten im Vergleich zu Personen mit sehr geringem Konsum ein niedrigeres allgemeines Sterberisiko. Männer und Frauen, die Natto aßen, verstarben zudem signifikant seltener an kardiovaskulären Komplikationen. Der Gesamtsojakonsum beeinflusste die Mortalität dagegen nicht wesentlich.

Sojapaste wegen hohem Salzgehalt eher bedenklich

Ob vergorene Sojaprodukte tatsächlich das Leben verlängern, kann noch nicht abschließend beurteilt werden, schreiben Kayo Kurotani und Hidemi Takimoto vom National Institutes of Biomedical Innovation, Health and Nutrition in Tokyo. Bei der Studie wurden wichtige Störvariablen nicht berücksichtigt: Beispielsweise enthält Miso viel Salz, was wiederum einen starken Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen müssen daher die gesundheitlichen Vor- und Nachteile der Sojabohne und ihrer verschiedenen Zubereitungsformen näher beleuchten.

Quellen:
1. Katagiri R et al. BMJ 2020; 368: m34; DOI: 10.1136/bmj.m34
2. Kurotani K, Takimoto H. A.a.O.: m247; DOI: 10.1136/bmj.m247