Keine Sojamilch ins Fläschchen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Sojamilch im Säuglingsalter hat auch langfristige Folgen, jedoch nicht gerade gute. Sojamilch im Säuglingsalter hat auch langfristige Folgen, jedoch nicht gerade gute. © iStock.com/Diane Labombarbe; fotolia/nenetus

Mädchen, die als Säuglinge mit Sojamilch ernährt wurden, leiden im jungen Erwachsenenalter häufiger an schweren Menstruationsbeschwerden. Verantwortlich ist hierfür vermutlich die hormonähnliche Wirkung der Soja­eiweiße auf den weiblichen Reproduktionstrakt.

Bereits im Mutterleib beginnt die Differenzierung des Uterus und der Hormonachse Hypothalamus-Hypophyse-Ovar. In der frühen Kindheit setzt sie sich fort, erläutert Dr. Kristen Upson vom National Institute of Environmental Health Sciences der National Institutes of Health in North Carolina. Während dieses Zeitfensters besteht eine große Vulnerabilität im Hinblick auf exogene östrogenähnliche Hormonwirkungen.

Insbesondere die auch in soja­basierter Säuglingsmilch enthaltenen Phytoöstrogene, die strukturell dem Östradiol ähneln, scheinen diesbezüglich problematisch zu sein: Untersuchungen an Tieren lassen darauf schließen, dass die Proteine nachhaltig die Entwicklung des Uterus und der Hormonachse stören.

Risiko für Dysmenorrhö um 50 % erhöht

Ob dies auch für Menschen gilt, hat Dr. Upson zusammen mit Kollegen untersucht. Insbesondere interessierte die Forscher der Zusammenhang mit Regelschmerzen. Sie werteten die Daten von mehr als 1500 Teilnehmerinnen der prospektiven SELF-Studie aus.

Diese zwischen 2010 und 2012 initiierte Kohortenstudie sollte klären, welche Faktoren bei Frauen afroamerikanischer Abstammung die Entstehung und das Wachstum von Uterusmyomen begünstigen. Alle Studienteilnehmerinnen waren im Alter zwischen 23 und 35 Jahren zur Ernährung während ihrer Kindheit befragt worden und hatten Angaben zu Menst­ruationsbeschwerden im jungen Erwachsenenalter gemacht.

Exakter Mechanismus bisher ungeklärt

Diejenigen, die jemals mit sojabasierter Säuglingsmilch ernährt worden waren, hatten im Vergleich zu den restlichen Probandinnen ein um 50 % höheres Risiko für eine mäßige bis starke Dysmenorrhö im Alter zwischen 18 und 22 Jahren sowie ein um 40 % höheres Risiko, deshalb hormonelle Kontrazeptiva zu benötigen.

Immer mehr wissenschaftliche Daten belegen, dass eine sojabasierte Ernährung in der frühen Kindheit die reproduktive Gesundheit beeinträchtigt, so die Autoren. Welche Mechanismen im Einzelnen hierfür verantwortlich sind, müssen zukünftige Untersuchungen klären.

Quelle: Upson K et al. Hum Reprod 2018; online first