Nach osteoporosebedingter Fraktur schützt Spezialprogramm Knochen und Leben Spezialprogramm schützt Knochen und Leben

EULAR 2024 Autor: Dr. Sonja Kempinski

FLS verhindert nicht nur Folgefrakturen, es senkt auch die Mortalität. FLS verhindert nicht nur Folgefrakturen, es senkt auch die Mortalität. © bigmouse108 – stock.adobe.com

Menschen, die eine ostoporosebedingte Fraktur erlitten haben, profitieren von speziellen Versorgungsprogrammen. Doch die sind noch lange nicht weit genug verbreitet.

Fracture Liaison Services (FLS) sind spezialisierte Programme, mit denen die Versorgung von Menschen nach einer osteoporosebedingten Fraktur verbessert werden soll. Die multidisziplinäre Betreuung beginnt in der Klinik mit einer umfassenden Osteoporosediagnostik, der nötigen Therapie und einer Schulung zur Sturzprävention. Spezialisierte Fachkräfte sorgen dafür, dass die Maßnahmen in der ambulanten Betreuung fortgeführt werden. Die Nachbetreuung dauert i. d. R. bis zu zwei Jahre.

Das aufwendige Verfahren lohnt sich, berichtete Prof. Dr. Willem Lems vom Amsterdam University Medical Center. In einer Metaanalyse war die Frakturrate nach osteoporosebedingter Indexfraktur in Kliniken mit FLS um durchschnittlich 30 % geringer als in Kliniken ohne das Programm. Verglich man Daten vor und nach dessen Einführung, reduzierte sich die Rate um 38 %.

FLS verhindert nicht nur Folgefrakturen, es senkt auch die Mortalität. Laut einer spanischen Arbeit sank die Sterberate älterer Betroffener mit Hüftfrakturen ein Jahr nach Einführung des FLS-Programms um 24 %, die Zwei-Jahres-Mortalitätsrate ging um 13 % zurück. Noch deutlicher wurde der schützende Effekt, wenn man nur die Daten derjenigen mit Osteoporosetherapie verglich: Die Ein- und Zwei-Jahres-Mortalitätsraten unterschieden sich vor und nach FLS um 40 % bzw. 25 %. Eine niederländische Studie bestätigte die Ergebnisse. Dort senkte FLS die Sterberate in den drei Jahren nach der Indexfraktur um 16 %, so Prof. Lems.

Die Senkung der Mortalität beruht nicht nur darauf, dass die Pharmakotherapie weitere Frakturen verhindert, betonte der Referent. Ebenso wichtig ist, dass die Betroffenen innerhalb dieses Programms auf Frailty, erhöhte Sturzneigung und Vitamin-D-Status hin gescreent, Maßnahmen dagegen ergriffen und diese langfristig begleitet werden.

Das Programm hat sich als sehr kosteneffektiv erwiesen

Auch auf der Kostenseite punktet FLS. Mithilfe eines Mikromodells errechneten Forschende für ein Land in der Größe des Vereinigten Königreichs, dass FLS zu 13.149 weniger Folgefrakturen, 120.989 weniger Krankenhaustagen und 6.455 weniger OPs führen würde.1 Die erwarteten Kosten pro gewonnenem adjustiertem Lebensjahr über die ersten fünf Jahre lagen bei £ 8.258. Damit sei FLS hoch kosteneffektiv.

Obwohl die Argumente deutlich dafür sprechen, ist das Programm europaweit noch viel zu selten implementiert. Acht Länder bieten es gar nicht an, in 13 – darunter Deutschland – findet man es in 1–25 % der Kliniken. Etwas besser (> 25 % der Krankenhäuser) ist die FLS-Umsetzung im Vereinigten Königreich, Schweden, Malta, Finnland und Irland. Es gibt also noch viel zu tun, schloss Prof. Lems.

Quellen:
1. Pinedo-Villanueva R et al. J Bone Miner Res 2023; 38: 499–511; DOI: 10.1002/jbmr.4775
2. EULAR 2024 – Annual European Congress of Rheumatology