Prostatakrebs Statine: Nicht nur zur Senkung des Cholesterins
Die Androgendeprivationstherapie (ADT) ist Standard für die Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms. Darüber hinaus wird eine weitere Androgenablation durch auf die Androgenrezeptor-Achse (ARAT) abzielende Regime auch für Männer mit hormonsensitiven Hochrisiko-Tumoren oder kastrationsresistentem Prostatakrebs empfohlen. Obwohl fast alle Patienten anfänglich auf diese Therapien ansprechen, ist das Fortschreiten zu einer kastrationsresistenten Erkrankung letztendlich kaum zu vermeiden. Bei einer medianen Überlebenszeit von drei bis sechs Jahren nach Beginn der ADT besteht ein dringender Bedarf an Strategien, die den Progress verzögern und die Prognose verbessern.
Statine, die zur Senkung des Cholesterinspiegels verschrieben werden, haben in jüngster Zeit als potenzielle Zusatztherapie für Betroffene mit Prostatakrebs Aufmerksamkeit erregt. Obwohl die Substanzen anscheinend bevorzugt in späteren Krankheitsstadien zum Einsatz kommen, ist nach wie vor unklar, bei welcher Subpopulation sie am wirksamsten sind.
Eingeschlossene Patienten
Berücksichtigt wurden 25 Kohorten, die insgesamt 119.878 Männern mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom und androgenablativer Therapie umfassten. Etwas mehr als die Hälfte (55 %) der Teilnehmer wurden mit Statinen behandelt. Mehr als 74.400 Männer starben im Studienverlauf.
Forschende um Dr. Viranda H. Jayalath von der Universität Toronto veröffentlichten jetzt eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse, in der sie den Zusammenhang zwischen der gleichzeitigen Einnahme von Statinen unter einer hormonablativen Therapie und der Gesamt- sowie der prostatakrebsspezifischen Mortalität (PCSM) untersucht haben.
Statine erhöhen Überlebenschancen
Die gleichzeitige Statinapplikation ging mit einer 27%igen Verringerung des Gesamtmortalitätsrisikos und einer 35%igen Reduktion des PCSM-Risikos einher. Bei beiden Endpunkten stellten die Kolleg:innen eine erhebliche Heterogenität zwischen den Kohorten fest. Subgruppenanalysen ergaben einen mit Statinen assoziierten PCSM-Vorteil für Männer, die ARAT im Vergleich zu ADT allein erhielten (HR 0,40; p = 0,002).
Aufgrund verschiedener Limitationen wie der Verwendung retrospektiver Daten und der ungeklärten Heterogenität können die Ergebnisse nach Ansicht der Studienautor:innen nicht direkt in die klinische Praxis übertragen werden. Randomisierte Studien sollten die Wirkung von Statinen auf das Überleben bei Prostatakrebs genauer untersuchen. Unter anderem steht die Bestimmung der optimalen Dosis und Substanzklasse aus.
Quelle:
Jayalath VH et al. JAMA Network Open 2022; 5: e2242676; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.42676