Stent im Dünndarm – häufige Fehlerquellen vermeiden
Die Stentung im Dünndarm ist zwar inzwischen Routine geworden. Dennoch gibt es einige Fehlerquellen, vor denen Dr. Jeanin E. van Hooft von den Universitair Medische Centra Amsterdam warnte.
Fehler Nummer eins: Im Vorfeld nicht genau auf die Bildgebung zu schauen. „Machen Sie sich mit den Bildern vertraut“, forderte die Kollegin. Wichtig sind
- die Lokalisation der Striktur,
- ihre Länge und
- die anatomische Beziehung zur Umgebung.
Zweiter potenzieller Fehler: Es liegt keine histopathologische Diagnose vor. Bei benignen Läsionen aber besteht ein hohes Perforationsrisiko. Nach der Bildgebung und der Histo sollte man daher noch einmal gründlich evaluieren, ob Stenten wirklich die beste Option ist.
Nicht selten wird auch vergessen, bei gastraler Outlet-Obstruktion die Leberfunktion zu prüfen. Ein Duodenalstent kann den biliären Abfluss behindern. Und das wiederum hat Konsequenzen, wenn eine perkutane transhepatische biliäre Drainage (PTCD) angelegt werden muss. Nach den Befunden der Leber richtet sich das Vorgehen, also z.B., ob eine PTCD erforderlich ist, ob man mit den Gallengängen startet, die Endosono braucht und ob man einen Metall- oder Plastikstent verwendet.
Ab und zu kommt es auch vor, dass die präinterventionelle Entleerung bzw. Reinigung des Magens nicht durchgeführt wird. Mindestens 24 Stunden vorher dürfen die Patienten nur noch klare Flüssigkeiten zu sich nehmen, idealerweise bekommen sie zwei bis sechs Stunden vorher eine nasogastrale Sonde. Die Erfolgsraten der Eingriffe steigen, wenn die Endoskopie mit der Fluoroskopie kombiniert wird. Denn auf diese Weise kann die korrekte Position des Führungsdrahts gewährleistet werden.
Kenntnisse über die Art des Stents sind wesentlich
Die Referentin erinnerte daran, dass neben dem Ort der Freisetzung (proximal oder distal) die Eigenschaften des Stents von Bedeutung sind:
- Länge
- Durchmesser
- Hülle
- eventuelle Marker auf dem Freisetzungssystem
- das Vorhandensein eines kurzen oder langen Drahts
Nicht selten wird ein Draht gewählt, der zu kurz und/oder zu weich für die Prozedur ist. Ein weiterer Fehler besteht darin, zu wenig oder keinen Zug auf das Freisetzungssystem zu bringen. Manche Kollegen erwarten die Entfaltung des Stents zu früh und dilatieren unter Umständen manuell. „Bis zur vollständigen Entfaltung dauert es aber 48–72 Stunden“, erklärte Dr. van Hooft.
Schließlich hapert es manchmal an der Aufklärung der Patienten. Sie müssen wissen, dass sie Schmerzen bekommen können, das Risiko für einen Reflux besteht und sie in möglichst aufrechter Position schlafen sollten. Außerdem sollten sie ausreichende Informationen über die optimale Ernährung nach der Intervention erhalten.
Kongressbericht: UEG* Week Virtual 2020
* United European Gastroenterology