Stereotaktische Radiatio für zerebrale Metastasen des kleinzelligen Lungenkrebses
Die Bestrahlung des kompletten Gehirns geht mit erheblichen toxischen Effekten einher und dadurch mit Einbußen der kognitiven Funktion und der Lebensqualität der Patienten. Inwiefern die stereotaktische Radiochirurgie und die Ganzhirnradiatio die onkologische Prognose von Patienten mit einem zerebral metastasierten kleinzelligen Lungenkarzinom beeinflussen, untersuchte ein Team aus Wissenschaftler um Dr. Chad G. Rusthoven, Radioonkologe an der University of Colorado School of Medicine in Aurora, im Rahmen der retrospektiven FIRE-SCLC-Kohortenstudie.
Sie analysierten die Daten von 710 Patienten, die zwischen 1994 und 2018 an 28 Zentren in sechs Ländern – u.a. auch Deutschland – ausschließlich stereotaktisch bestrahlt worden waren. Das Vergleichskollektiv bildeten 219 Erkrankte, welche eine primäre Ganzhirnradiatio erhalten hatten. Die gematchte Analyse umfasste jeweils 187 Personen.
Nach stereotaktischer Radiochirurgie betrug das mediane Gesamtüberleben 8,5 Monate und die Zeit bis zum ZNS-Progress 8,1 Monate. Unter Berücksichtigung multipler Prognosefaktoren erwies sich die Ganzhirnbestrahlung der stereotaktischen Radiochirurgie im Hinblick auf die Zeit bis zum ZNS-Progress signifikant überlegen (Hazard Ratio 0,38; 95 %-KI 0,28–0,52).
Fast ein Jahr lebten Menschen mit einzelner Hirnmetastase
Dies ging jedoch mit keinem wesentlichen Gesamtüberlebensvorteil einher. Eine Propensity-Score-Matching-Analyse bestätigte die Beobachtungen.
Ausgewählte Patienten mit einem zerebral metastasierten kleinzelligen Lungenkarzinom profitieren von einer stereotaktischen Radiochirurgie, resümieren die Autoren. Besonders beeindruckend fanden sie die Behandlungserfolge bei singulären Hirnmetastasen: Diese Patienten hatten ein medianes Gesamtüberleben von nahezu einem Jahr.
Quelle: Rusthoven CG et al. JAMA Oncol 2020; 6: 1028-1037; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.1271