Fremdfäkalien mit Potenzial Stuhltransfer verbessert motorische Parkinsonsymptome

Autor: Alexandra Simbrich

Bei Parkinson liegt häufig eine intestinale Dysbiose vor. Bei Parkinson liegt häufig eine intestinale Dysbiose vor. © Юлия Викленко - stock.adoeb.com

Der fäkale Mikrobiotatransfer könnte auch beim Morbus Parkinson Linderung bringen. Denn es bestehen Zusammenhänge zwischen der speziellen Darmflora von Betroffenen und motorischen Symptomen der neurodegenerativen Erkrankung.

Bei Parkinson liegt häufig eine intestinale Dysbiose vor. Für einige Darmbakterien findet sich eine Korrelation mit den Symptomen und dem Schweregrad der Erkrankung. Andere Keime wiederum können die intestinale Aufnahme des Therapeutikums Levodopa beeinträchtigen, fasst ein Team um Dr. Mathilde d’Esneval vom Universitätsklinikum Genf zusammen. 

Eine wichtige Rolle bei diesen Vorgängen spielt α-Synuclein: Lokale und systemische Entzündungen führen u. a. dazu, dass sich das Protein im Darm akkumuliert und prionenartig vom enteralen ins zentrale Nervensystem ausbreitet. Vor diesem Hintergrund könnte ein durch fäkalen Mikrobiotatransfer (FMT) verändertes Mikrobiom ein vielversprechender Behandlungsansatz sein. Evidenz für dessen klinischen Nutzen gibt es z. B. beim Reizdarm.

Experimentelle Studien zum M. Parkinson mit genetisch prädisponierten Mäusen zeigen, dass die Anreicherung der Mikrobiota durch amyloidproduzierende Bakterien die Kumulation von α-Synuclein, motorische Defizite und Entzündungen in Darm und Gehirn verschlimmert. Die Einnahme des pflanzlichen Polyphenols Epigallocatechingallat, das u. a. in grünem Tee vorkommt, verringerte dagegen motorische Störungen und die Anhäufung des Proteins im Gehirn. Im Rotenon-Modell der Maus erwies sich der FMT als vorteilhaft: Die Mäuse erlangten eine gesunde Darmflora zurück, zudem verbesserten sich Permeabilität und Funktion des Darms sowie die motorischen Parkinsonsymptome. Der FMT reduzierte zudem die Konzentration an entzündungsfördernden Lipopolysacchariden sowie die Entzündung in Darm und Gehirn und besserte die Funktion der Blut-Hirn-Schranke.

In einer ersten Phase-2-Studie verbesserte die nasojejunale Transplantation von Stuhl gesunder Menschen den Motorik-Score MDS-UPDRS III* um durchschnittlich 5,8 Punkte, bei Transfer von eigenem Stuhl um 2,7 Punkte. Das verweist auf das Potenzial des FMT als Therapieoption, was in größeren Kohorten näher untersucht werden sollte. Weitere Doppelblindstudien laufen bereits, so die Autorengruppe.

* The Movement Disorder Society Unified Parkinson‘s Disease Rating Scale - part III

Quelle: d’Esneval M et al. Swiss Med Forum 2024; 24: 1157578842; DOI: 10.4414/smf.2024.1157578842