Prophylaxe viraler Atemwegsinfektionen Supplemente ergänzen den Infektionsschutz nicht
Dr. Berber Vlieg-Boerstra von der Abteilung für Pädiatrie am OLVG-Hospital in Amsterdam und sein Team haben die Studienlage diesbezüglich genauer unter die Lupe genommen. Berücksichtigt wurden dabei 63 Arbeiten, die den Zusammenhang zwischen viralen Atemwegsinfektionen und Präparaten mit multiplen Mikronährstoffen, verschiedenen Vitaminen, Beta-Carotin, Zink, Eisen und langkettigen ungesättigten Fettsäuren untersucht haben. Insgesamt gingen die Daten von ca. 190.000 Kindern und 7.500 Erwachsenen aus 37 Ländern in die Auswertung ein. Das Gesamtergebnis für die Allgemeinbevölkerung fiel ausgesprochen mager aus – wenn überhaupt zeigten die Mikronährstoffsubstitutionen nur sehr geringe Effekte auf die Rate an viralen Infektionen.
Es bestanden einige regionale Unterschiede: Für Kinder in Asien ergab sich ein präventiver Effekt für die Zink-Supplementierung (RR 0,86). Die zusätzliche Vitamin-D-Gabe (1.000–4.000 IU/d) schien bei Erwachsenen in den USA und Kanada vorbeugend zu wirken (RR 0,82) – nicht aber in Europa oder Ozeanien. Kein eindeutiger Effekt zeigte sich z.B. bei den Vitaminen A, C oder E.
Größerer Benefit bei niedrigem Zinkspiegel
In 10 % der Studien bezog man die Ausgangsspiegel der Mikronährstoffe in die Auswertung ein. Eine von diesen bestätigte, dass Kinder mit erniedrigten Zinkspiegeln mehr von der Supplementierung profitieren als diejenigen mit ausreichenden Zinkspiegeln. Demnach mache es bis auf einige Ausnahmen wenig Sinn, sich mit Nahrungsergänzungsmitteln vor Infektionen wie COVID-19 oder Grippe schützen zu wollen. Das schließe aber nicht aus, dass eine insgesamt gesunde „antiinflammatorische“ Ernährung einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Immunsystems leisten könne und sich dies auch evtl. auf die COVID-19-Verläufe auswirke. Mit einzelnen Mikronährstoffen lässt sich dies aber offensichtlich nicht erreichen.
Quelle: Vlieg-Boerstra B et al. Allergy 2021; DOI: 10.1111/all.15136