Behandlungsfehler Teure Zeitumstellung
Die Zeitumstellung macht vielen zu schaffen – besonders im Frühjahr. Auch im Gesundheitssystem sind die Auswirkungen spürbar, wie Wissenschaftler am Beispiel von Ausgleichszahlungen für ärztliche Kunstfehler in den USA zeigen. Sie analysierten in einer Studie fast 290.000 Forderungen, die in einem Zeitraum von 29 Jahren aus medizinischen Behandlungsfehlern entstanden waren. Um den akuten Effekt der Zeitumstellung zu erfassen, verglichen sie die Vorfälle und die Höhe der Zahlungen in der Woche vor und nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit. Die langfristigen Unterschiede wurden ermittelt, indem man die gesamte Winter- und Sommerzeit gegenüberstellte. Als Kontrolle dienten US-Bundesstaaten ohne Sommerzeitregelung (Arizona, Hawaii und Indiana bis 2006).
Die akute Zeitumstellung stand in signifikantem Zusammenhang mit höheren Zahlungsentscheidungen. Man vermutet, dass der Schlafmangel das sozio-emotionale Verhalten von Richtern und Patienten beeinflussen könnte. Als Folge tendierten Richter zu strengeren Urteilen und Patienten gingen weniger nachgiebig in Verhandlungen.
Auf die Schwere von Behandlungsfehlern schien sich das Vorstellen der Uhr zumindest kurzfristig nicht auszuwirken. Der Effekt des leichten Schlafmangels sei möglicherweise zu gering, um die Leistung der Ärzte zu tangieren, heißt es in der Studie. Der langfristige Vergleich verdeutlichte allerdings, dass während der Sommerzeit nicht nur die Zahlungen höher, sondern auch die Fehler gravierender waren. „Die Ergebnisse legen nahe, dass die leichte, aber dauerhafte Abweichung zwischen sozialer und biologischer Uhr als Folge der Sommerzeit medizinische Behandlungsergebnisse negativ beeinflussen könnte“, so die Autoren der Studie – in ihren Augen ein Punkt, der bei der Diskussion um die Abschaffung der Sommerzeit berücksichtigt werden sollte.
Quelle: Gao C et al. Journ of Sleep Med 2024; DOI: 10.5664/jcsm.11038