Doppelschlag gegen schwache Pumpe Tirzepatid entlastet Herz und Hüften

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Tirzepatid kann nicht nur das Körpergewicht erheblich verringern, sondern auch den Verlauf der Erkrankung bei Patienten mit HFpEF positiv beeinflussen. Tirzepatid kann nicht nur das Körpergewicht erheblich verringern, sondern auch den Verlauf der Erkrankung bei Patienten mit HFpEF positiv beeinflussen. © adragan – stock.adobe.com

Tirzepatid hat in einer internationalen Studie gezeigt, dass es nicht nur das Körpergewicht signifikant reduziert, sondern auch den Krankheitsverlauf der Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) verbessert. Neben einer verringerten Symptomlast und einer besseren Lebensqualität konnten auch relevante kardiovaskuläre Risiken gesenkt werden.

Der mittlerweile häufigste Phänotyp der Herzinsuffizienz ist die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF*). Getrieben wird sie von Adipositas, viele HFpEF-Betroffene sind übergewichtig. Dennoch gibt es bislang keine spezifischen Medikamente, die neben der Herzinsuffizienz auch die überschüssigen Pfunde adressieren.

Eine Forschungsgruppe untersuchte in einer internationalen Studie, wie sich Tirzepatid auf unter anderem Krankheitsverlauf und -schwere sowie die Lebensqualität bei HFpEF auswirkt. Der duale GLP1-/GIP-Rezeptoragonist kann nachweislich gut das Gewicht bei adipösen Patientinnen und Patienten reduzieren. Daher sahen Dr. Michael Zile von der Medical University of South Carolina in Charleston und sein Team in der Substanz ein potenzielles Medikament für die HFpEF-Therapie.

In die SUMMIT-Studie wurden 731 Patientinnen und Patienten, im Mittel 65 Jahre alt, mit Herzinsuffizienz (NYHA**-Stadium II–IV, Ejektionsfraktion ≥ 50 %) und Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) eingeschlossen. Die Teilnehmenden erhielten im Mittel über 104 Wochen randomisiert entweder Tirzepatid (subkutan; bis zu 15 mg pro Woche; n = 364) oder Placebo (n = 367) zusätzlich zu ihrer jeweiligen Standardbehandlung.

Die Lebensqualität besserte sich unter Tirzepatid

Nach 52 Wochen wurde in der Tirzepatid-Gruppe eine signifikante Gewichtsreduktion um 11,6 % im Vergleich zur Placebo-Gruppe beobachtet. Außerdem senkte Tirzepatid das Risiko für eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz oder einen kardiovaskulär verursachten Tod gegenüber Placebo (primärer kombinierter Endpunkt; Hazard Ratio 0,41–0,67). Anhand eines Fragebogens gaben Betroffene auch Auskunft über ihr Befinden nach 52 Wochen. Symptome, funktionelle Einschränkungen sowie die Lebensqualität hatten sich im Schnitt um 6,9 Punkte verbessert.

Signifikante Vorteile im Vergleich zu Placebo zeigte Tirzepatid unter anderem auch hinsichtlich folgender Ergebnisse. Diese wurden mithilfe von Fragebogen und Tests erfasst:

  • verlängerte Strecke beim 6-Minuten-Gehtest um 18,3 Meter
  • höhere Lebensqualität
  • eine geringere objektive Krankheitsschwere
  • verbessertes Krankheitsstadium in der NYHA-Klassifikation

Zudem war eine Intensivierung der Herzinsuffizienz-Medikation seltener notwendig. Dazu zählten Renin-Angiotensin-System- und Neprilysin-Inhibitoren, Betablocker, Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten und Diuretika.

*heart failure with preserved ejection fraction
**New York Heart Association

Quelle: Zile MR et al. Circulation 2024; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.124.072679