Grauer Star Trübe Aussichten bei intensiver Handynutzung?
Durch die zunehmende Nutzung von Geräten, die elektromagnetische Strahlung abgeben, ist auf lange Sicht von Gewebeschäden auszugehen, schreibt Dr. Hans-Walter Roth, niedergelassener Augenarzt und Leiter des Instituts für wissenschaftliche Kontaktoptik in Ulm. Insbesondere eine langjährige und intensive Handynutzung könnte bereits in einem jungen Alter zu grauem Star führen, so der Anfangsverdacht. Betroffen ist dann vor allem das dem mobilen Gerät zugewandte Auge.
Um dieser Vermutung nachzugehen, verglich Dr. Roth die Sehschärfe beider Augen von Patienten mit einer geplanten Katarakt-OP. In seine Auswertung bezog er nur Patienten ein, die ansonsten ophthalmologisch unauffällig waren. Sie durften allerdings im Landolt-Sehtest auf dem zu operierenden Auge nur noch eine Sehschärfe von maximal 0,7 erzielen, auf dem anderen Auge hingegen mindestens 0,8–1,0. Erforderlich war zudem ein Vorbefund, der mindestens zehn Jahren alt sein musste und beiden Augen einen Visus von 0,9–1,0 bescheinigte.
Nach diesen Kriterien identifizierte er 16 Patienten im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, elf von ihnen Männer. Alle Patienten waren zudem langjährige Handynutzer und hatten das Mobiltelefon beruflich acht bis zwölf Jahre lang an Arbeitstagen regelmäßig vier bis sechs Stunden verwendet. Weiterhin gaben sie an, an welches Ohr sie ihr Telefon überwiegend gehalten hatten. Die zeitliche Strahlenbelastung der Teilnahmer lag demnach zwischen 12.000 und 16.000 Stunden.
Bei allen 16 Patienten war das dem Handy nähere Auge stärker von einer Katarakt betroffen. Darüber hinaus hatte sich die Sehschärfe auf diesem Auge gegenüber dem Vorbefund um bis zu 60 % verschlechtert.
Nach Ansicht von Dr. Roth bestätigen die Ergebnisse die anfängliche Vermutung, dass eine intensive Handynutzung über einen längeren Zeitraum die Entstehung eines grauen Stars in einem frühen Alter begünstigt. Allerdings, so der Autor, sollte dies an einem größeren Patientenkollektiv genauer untersucht werden.
Quelle: Roth HW. Der Augenspiegel 2023; 4: 38-40